Travel Reference
In-Depth Information
ihrer Familie in die Arme des Fahrers; die arme Shwarze hingegen lieht vor den
wütendenden Brüdern, die erstens über ihre Ehre wahen und sih zweitens eine
bessere Partie gewünsht häten. Die Shlussszene nah vielen Verwiklungen und
noh mehr geshluhzter Sängersehnsuht ist stets die gleihe: Familie und Nahbarn
aus der
Mahalle
shmüken ausgelassen den Dolmuş, auf dem Vordersitz sitzt die
shöne Braut im weißen Brautkleid.
»Überhol mih niht. Ih krieg dih wieder.«
(
Dolmuş
-Spruh)
Dolmuş-Fahrer ist ein harter Job. Die Stadt hat die Zahl der Lizenzen begrenzt, es
gibt eine
Dolmuş
-Maia, die Streken und Busse untereinander auteilt. So ein Fahrer
muss in möglihst kurzer Zeit möglihst viele
Ördek
, Enten, erlegen - so nennen die
Dolmuş-Fahrer die Passagiere. Dabei versuhen sie einander auh gegenseitig aus-
zubremsen und zu überholen. Untereinander haben sie sih mit Spitznamen belegt
wie Özcan der Frosh oder Ali der Zaunkönig, meist aber solhen, die sie sih mit
ihrem Fahrstil verdient haben: Rambo Murat, Düsenjet Mustafa oder Hamdi der
Teufel. Gibt es in Deutshland eigentlih noh Jahrmärkte, auf denen »Tollkühne
Kerle in ihren liegenden Autos« oder »Devil Drivers« auf ihren Motorrädern allerlei
Halsbreherishes auführen? Dort würden sih die
Dolmuş
-Fahrer und ihre Kunst-
stükhen gut mahen: Rauhen, telefonieren, rehts überholen, shalten, Geld ein-
sammeln und Restgeld herausgeben - alles gleihzeitig.
»Lebe shnell, sterbe jung, deine Leihe soll shön aussehen.«
(
Dolmuş
-Spruh)
Bezahlt wird immer in voller Fahrt. Einer steigt ein, nimmt hinten Platz und kramt
nah seinem Geld, während der
Dolmuş
shon wieder volle Fahrt aufnimmt. Er zieht
seinen Fünf-Lira-Shein aus der Tashe und tippt dem Vordermann auf die Shul-
ter: »Bruder, einmal Beşiktaş.« Der Vordermann nimmt den Shein und reiht ihn
wieder eine Reihe weiter: »Beşiktaş, einmal«, und so wandert der Shein vielleiht
durh vier, fünf Hände nah vorne und der Spruh durh ebenso viele Münder und
Ohren, bevor beides den Fahrer erreiht. Der wehselt shnell sein Handy in die linke
Hand, klemmt das Steuerrad zwishen die Shenkel und kramt mit der freien Reht-
en in dem kleinen Holzkästhen, das als Kasse dient, nah dem Wehselgeld. Dann
