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U-Bahn in Maslak. Dann die U-Bahn zum Taksimplatz. Dann die alte Straßenbahn
zum Tünel. Mit der Tünel-Bahn den Berg runter. Mit der Straßenbahn weiter nah
Aksaray, dann die Kofer über eine Brüke und durh eine belebte Straße shleppen,
wo ih zuletzt in die S-Bahn zum Flughafen einsteige. Alternativ könnte ih am Tak-
sim auh von der U-Bahn in Bergbahn Nummer 2 umsteigen, wo ih bei derselben
Straßenbahn landen würde.
Ih könnte aber auh mit dem Hubshrauber liegen. Die Stadtregierung plane
nämlih, »die Istanbuler dazu zu bringen, vom Auto auf öfentlihe Verkehrsmitel
umzusteigen«, jubelte kürzlih eine regierungsnahe Zeitung. Und wie? Mit einem
»Heli-Taxi-Projekt«. Es wird also demnähst ein Hubshrauber zwishen Europa
und Asien verkehren. Sehs Leute passen rein. Und bezahlen mehrere Hundert Euro
pro Flug. Ob man das gleih als »kämpferishe Maßnahme gegen die Istanbuler
Staus« beklatshen muss, wie die Zeitung das ohne jede Ironie tat?
Und was ist mit dem Fahrrad? Radler in Istanbul? Doh, es gab da mal einen. Das
war der Kollege von der Nahrihtenagentur dpa, der ershien sogar zu Pressekon-
ferenzen auf der asiatishen Seite mit dem Rennrad, manhmal vershwitzt, den
Helm noh auf dem Kopf. Wir Deutshen bewunderten ihn, seinen Mut, seine
buddhistishe Gelassenheit. Die Türken nahmen ihn ahselzukend so hin, wie ein
Dorf seinen Dortrotel hinnimmt. In Istanbul fährt keiner Rad. Das geht gar niht.
Die Gassen sind so eng, dass ein Auto ot nur mit eingeklappten Seitenspiegeln
durhkommt, und die Autos, klar, die müssen durh. Die Straßen sind an manhen
Hügeln so steil, wie ih das auh im Alpenvorland meiner Allgäuer Heimat nie gese-
hen habe. Und die Autofahrer sind so aggressiv, dass auh Müter mit Kinderwägen
ot nur der Hehtsprung hinter die Mülltonne retet. Mir fallen in Istanbul ziemlih
genau zwei Orte ein, die sih zum Radfahren eignen: die Bosporusfähren, die großen,
und unsere Wohnung. Wir haben nämlih ein Laufrad, und das sind die einzigen
Orte, an denen wir unseren Dreijährigen fahren lassen. Das Problem: Es maht ihm
riesigen Spaß. Wir werden ihn bald entwöhnen müssen.
So verrükt wie unser Sohn nah seinem Laufrad, so verrükt ist der Türke nah
seinem Auto. Eingedenk der Tatsahe, dass in Deutshland shon vor Jahrzehnten
die sonntäglihe Autoplege den Kirhgang ersetzte, musste der deutshe Mann stets
viel Spot ertragen ob seiner innigen Beziehung zu Lak und Bleh. Aber in all der
Zeit bewahrte er sih doh einen Rest von nühterner Distanz und nahm das Auto
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