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Stellen Sie sih vor, Sie fallen in einen Botih mit zählüssigem Kaugummi. Nun ver-
suhen Sie, mit Händen und Armen zu rudern. Geht niht? Natürlih niht. So fühlt
es sih an, im Istanbuler Verkehr zu steken. Niht vorankommen können Sie in Istan-
bul auf vielfältige Weise. Zum Beispiel im Bus. Obwohl ih da einmal ein shönes
Erlebnis hate. Lange Zeit war mir, als sei zuerst das Shild »Niht mit dem Fahrer re-
den« auf der Welt gewesen und habe sih dann aus einem Klumpen besonders groben
Lehms die ihm genehme Spezies geformt. Dann saß ih im Bus in Istanbul. Fast allein.
In einem Vorort. Wir fuhren und fuhren auf einer immer weniger befahrenen Straße,
da wurde mir ein wenig mulmig: Saß ih überhaupt im rihtigen Bus? Ih fragte den
Fahrer. »Oh«, sagte der, »ganz falsh.« Dann drükte er aufs Gas, dass wir gefährlih
ins Shaukeln kamen. Irgendwann tauhte vor uns ein anderer Bus auf. Wir hängten
uns dran. Shließlih kam eine Haltestelle in Siht. Unser Fahrer drükte ein letztes
Mal aufs Gas, überholte den anderen in einem waghalsigen Manöver und shnit ihm
diagonal den Weg ab. »So«, sagte mein Fahrer. »Das da ist Ihr Bus. Gute Fahrt.«
Shneller als mit dem Bus ist man für gewöhnlih mit der U-Bahn. Der einen. Ei-
gentlih war das alte Istanbul vorne dabei: Die 1875 eröfnete Tünel -Bahn - privat
betrieben von einem französishen Ingenieur - war nah den U-Bahnen von New
York und London das weltweit älteste unterirdishe öfentlihe Verkehrsmitel. Die
Zahnradbahn wurde erst in Betrieb genommen, nahdem der Sheihülislam, der vom
Sultan eingesetzte oberste islamishe Würdenträger, in einem Rehtsgutahten (einer
Fatwa ) befunden hate, diese Art der Fortbewegung sei dem Menshen niht als Sünde
anzulasten. Die Bahn verkehrt noh heute vom Tünel-Platz die knapp sehshundert
Meter den Hügel hinunter zur Galatabrüke. Danah aber mussten die Istanbuler
geshlagene 126 Jahre warten, bis zum Jahr 2000 , bis sie ihre erste U-Bahn erhielten.
Und bis 2008 gab es im Zentrum der europäishen Seite der Fünfzehn-Millionen-Met-
ropole eine einzige U-Bahn-Linie mit exakt sieben Haltestellen. Heute gibt es ein paar
Haltestellen mehr. Wenn ih aber von meiner Wohnung in Yeniköy mit öfentlihen
Verkehrsmitteln zum Flughafen wollte, dann sähe mein Weg noh immer so aus: Zu
Fuß oder mit dem Taxi den Berg hinunter zur Hauptstraße. Von dort ein Dolmuş zur
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