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Aus, vorbei. Die Nebel lihten sih.
Vielleiht ist das eigentlih Erstaunlihe, wie gelassen das Verbot im Volk aufgen-
ommen wird. In einer Umfrage begrüßten neunzig Prozent der befragten Türken
das neue Gesetz. Und wenn man sih in den Istanbuler Cafés umhört, trit man auf
Leute wie den siebenundvierzigjährigen Ahmet Kuraz, der - Zigarete in der Hand -
nah drei Jahrzehnten starken Rauhens sagt, er freue sih über das Verbot: »Ih will
niht, dass meine Kinder so werden wie ih.« Die Istanbuler Psyhologin Ilknur Us-
tunucar erzählt von ihrer Überrashung: »Wir erwarteten nah dem Rauhverbots-
gesetz eine Trotzreaktion - aber das Gegenteil ist passiert.« Sie und ihr Mann leiten
eine Klinik, in der sie die Türken zu Nihtrauhern mahen. Und sie sind vom An-
sturm überwältigt: viertausend Kunden in drei Jahren. »Die Zahl der Leute, die zu
uns kommen, hat sih jedes Jahr verdoppelt«, sagt Ilknur Ustunucar, die selbst noh
vor ein paar Jahren zwei oder drei Shahteln am Tag rauhte: »Viele nehmen das
Verbot nun zum Anlass aufzuhören.«
Vor allem eine Institution will noh niht so reht glauben, dass ihr Ende gekom-
men sein soll: die Nargile -, die Wasserpfeifen-Cafés. »Das kann niht sein«, glaubt
Servet Ergül, Kellner in einer der bekannten Nargile -Kneipen im Stadteil Tophane:
»Wir sind eine alte Kultur. Die Touristen kommen wegen uns.« Allein, das Gesetz
ist gnadenlos. »Ih komme seit fünf Jahren hierher, um Nargile zu rauhen und
meinen Alltagsstress loszuwerden«, sagt Fatih Cicek, ein Wirtshatswissenshatler.
»Mih erinnert das alles sehr an Sultan Murat IV .« Besagter Sultan ließ 1633 den
Genuss von Tabak bei Todesstrafe verbieten. Rauher, die ihm unter die Augen ka-
men, darunter auh Oiziere seiner Janitsharen, ließ er auknüpfen. »Es sind Leute
auszushiken, die öfentlih und im Geheimen in den Zimmern spionieren«, hieß es
damals im Sultanserlass. Es war auh Sultan Murat IV ., der den Wein und den Kaffee
verbieten ließ - alles Verbote, die seinen Tod niht lange überlebten. Wird das neue
Gesetz ein ähnlihes Shiksal ereilen? Kellner Servet Ergül setzt darauf: »Shau mal
Bruder: Fremdgehen und Ehebruh sind doh auh Dinge, die man niht tun soll.
Und trotzdem gibt es Bordelle, oder? Wo sollen wir Kellner denn hin? Sollen wir
Hashish verkaufen oder Autoradios klauen?«
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