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sih die Sonnenstrahlen brehen, serviert in geshwungenen Gläsern in Form einer
Tulpenblüte, auh niht größer als ein Mokkatässhen, shließlih soll er heiß bleiben
der Tee, die Untertasse aus Bleh, mit ein paar Dellen shon.
Der Çay keyi , der Teeklatsh türkisher Müter ist eine Institution für sih. An
solhen Tagen verlassen die Männer luhtartig das Haus, bevor Tanten, Kusinen und
Nahbarinnen einfallen zu Klatsh und Klage, zum Kihern und zum Kuppeln und
zum Verzehr von gefühlten fünfundzwanzig Kilogramm Mehl, Buter, Zuker und
Milh, gereiht in unzähligen Varianten von Keksen, Kuhen, oder Börek. Das ar-
tet wie bei uns auh ot in einen wahren Shaulauf hausfräuliher Künste aus, der
niht selten die Kondition einer Triathlonläuferin voraussetzt, sodass es als gute Site
gilt, der Gastgeberin die verpasste Entspannung durh kiloshwere Komplimente zu
Kuhen, Börek, Tohter und Sohn zu vergelten.
Wenn man zu einem Türken nah Hause oder ins Büro kommt, dann ist die erste
Frage: »Was trinken Sie?« Eine rhetorishe Frage bloß, die eine willkommene Atem-
pause vor dem Gespräh vershat, denn die Antwort ist ohnehin klar: Tee. Auf
einem Amt, in einem Ministerium, in einer Anwaltskanzlei, aber auh in einem
Handwerksladen auf der Straße wird als Nähstes dies passieren: Der Gastgeber rut/
klingelt/telefoniert nah dem Teemann. Dem Çaycı . Überall in Istanbul sieht man
die Jungen, die mit einem an dünnen Keten hängenden Tablet voller dampfend-
er Gläser durh die Straßen eilen, manhe shwingen das Tablet dabei auf aben-
teuerlihe Weise. Jede Einkaufsstraße hat ihren Çaycı , jede Firma, jede Kaserne, jedes
Amt. Die UN -Mission der Türken in New York hat einen. Der Premierminister in
Ankara hat einen. Der Çaycı ist niht nur Teekoher, er ist Dienstmann und Glüks-
bote in einem. Ein Alhemist, der aus Wasser und Teeblätern lüssiges Gold bereitet.
Es gibt einen Witz: Aus dem Zoo briht ein Löwe aus und verstekt sih in einer Be-
hörde. Er frisst einen Beamten. Keiner merkt's. Also frisst er noh einen, und jeden
Tag einen weiteren. Alle dämmern weiter vor sih hin. Eines Tages ist das Geshrei
groß: Der Löwe hat den Çaycı gefressen.
In manhen Ämtern kann der Çaycı Lebensreter sein. Er kennt alle, weiß im
Notfall, ob die shleppende Bearbeitung wirklih an den fehlenden Dokumenten
oder niht doh an der fehlenden Begleihung außerordentliher Gebühren liegt und
welhe Höhe an Entgelt der Mühe des Diensthabenden angemessen ist. In Büros
und Konferenzen shneit er in den heikelsten Momenten herein und bietet willkom-
menen Anlass zum hemenwehsel oder zur Erheiterung. Der Anblik eines Tablets
dampfenden Tees allein verbreitet augenbliklih Entspannung und Zufriedenheit im
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