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stätigen lassen, am besten am späten Nahmitag. Weil der Istanbuler zur Vormit-
tagsstunde noh niht wirklih zurehnungsfähig ist. Da shlahandelt er quasi.
Hier krieht nur der Muezzin früh aus den Federn. Dafür, dass er seine Nahbarn
mit einer Salve elektronish verstärkter Krähzer aus dem Shlaf reißt, lassen die ihn
dann beim Morgengebet alleine. Den Vormitag nutzt man, um zu sih zu kommen.
Die wenigen wahen Augenblike zwishen Aufstehen und Mitag sind so rar und so
shnell vorüber wie das Aufzuken eines Blitzes, und es gilt unter Türkeikennern auf
der Suhe nah Gesprähspartnern als hohe Kunst, einen dieser Blitze zu fassen zu
bekommen. Alle anderen warten bis zum Nahmitag. Erst dann inden in der Türkei
auh Pressekonferenzen, Staatsbesuhe und Bombenattentate stat, worüber sih die
deutshen Redaktionsshlüssen verplihteten Korrespondenten tagtäglih die Haare
raufen.
Ih lebe in Yeniköy, der Ort ist wie alle Bosporusdörfer ein beliebtes Auslugsziel
am Wohenende. Samstags oder sonntags ist es hier eigentlih unmöglih, einen
Platz in einem der Ufercafés zu bekommen. Außer man tut das Undenkbare und geht
dort vor elf Uhr morgens hin. Dann nämlih ist noh alles leer. Frühstük bekom-
mt man in jedem Istanbuler Café selbstverständlih auh noh spätnahmittags. Vi-
elleiht auh deshalb sieht für uns ein türkishes Frühstük ein wenig aus wie unser
Abendessen: Oliven, Gurken, Tomaten, Käse, Wurst, Eier und Tee. Ein, zwei gemüt-
lihe Stündhen im Stau auf der Uferstraße und dazwishen ein gutes Frühstük
sind eigentlih die einzigen Dinge, zu denen sih der Istanbuler an einem Wohen-
ende aufrat. Weil dann ja shon wieder die Dämmerung hereinbriht und man die
Kinder nah Hause bringt. Wenn die Kinder im Bet sind, dann widmet man sih
dem Reden, dem Leben, der Retung des Vaterlandes und all den anderen wihti-
gen Dingen. In Istanbul gehen Fußballspiele um halb zehn Uhr abends los, und ein
Verkehrsstau um vier Uhr morgens ist nihts Ungewöhnlihes. »Die Istanbuler«, sagt
eine Freundin, »sind wie kleine Kinder, die sih verzweifelt gegen den Shlaf wehren
und alle möglihen Triks ausprobieren, um wah bleiben zu dürfen.«
Kurz nah meinem Umzug, da häte ih sie am liebsten alle umarmt, die Istanbuler
Morgenmufel: Was für ein Paradies! Ih fühlte mih endlih zu Hause, unter
meinesgleihen. Dann bekam ih ein Kind. Und noh eines. Ih steh jetzt jeden Mor-
gen um halb sieben auf. Und weit und breit kein Tangopartner in Siht.
Kinder bekommen shon früh ihren Grundkurs in Keyf . Beim Hamambesuh mit
der Mutter etwa, wo auh die kleinen Jungen in den Frauenbereih mitdürfen, so-
lange sie noh niht beshniten sind. Einen Hamamvormitag türkisher Frauen
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