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Bestseller sind in den
USA
und in Europa, war ein im anatolishen Konya wirkender
Perser, den die Zeitgenossen
Mevlana
nannten: Meister. Im Westen aber ist er unter
seinem Beinamen
Rumi
bekannt: der Römer. (Auf ihn geht der Orden der tanzenden
Derwishe zurük.) Und der bekannte türkishe Historiker Ilber Ortayli, im Neben-
beruf Direktor des Topkapıpalastes, ershrekte niht wenige Türken, als er ihnen
zeigte, wie ihre ersten Sultane große Energie darauf verwandten, sih zu legitimen
Nahfolgern der römish-byzantinishen Kaiser zu stilisieren: Auh die Osmanen
wollten Erben Roms sein.
Noh heute kann man innerhalb der Mauern des Topkapıpalastes die Hagia Eirene
besuhen, jene Kirhe, in der Konstantin die Gründung seiner Stadt feierte und die
heute in auserwählten Sommernähten für klassishe Konzerte geöfnet wird. Ob-
wohl die Kirhe auf dem Grund ihres Palastes stand, sah kein Sultan je Veranlas-
sung, sie abzureißen. Niht einmal zur Moshee wurde sie umgewidmet, wie es so
vielen anderen Kirhen geshah, dafür diente sie den Janitsharen, Elitetruppe des
Osmanishen Reihes und Leibwahe des Sultans, zeitweise als Wafenlager. Und im
Stadteil Samatya am Marmarameer steht die mehr als eintausend Jahre alte Kirhe
des heiligen Konstantin und der heiligen Helena, wo orthodoxe Priester jedes Jahr
am
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. Mai die Messe für den großen Kaiser lesen - siebzehn Jahrhunderte nah
seinem Tod. Niht nur beließen die osmanishen Eroberer die alten Bauten weitge-
hend intakt. Auh der Name
Konstantinopel
geriet, anders als man vermuten könnte,
zunähst keineswegs in Misskredit. Ganz im Gegenteil: Die türkish-arabishe Ver-
sion
Konstantiniye
war bis in die Dreißigerjahre in Gebrauh, indet sih noh am
Ende des Osmanishen Reihes auf Poststempeln. Gleihzeitig kann man auf diesen
Stempeln auh all die anderen Namen lesen, die über Jahrhunderte hinweg parallel
in Gebrauh waren.
Dersaadet
etwa, die »Pforte der Glükseligkeit«.
Islambol
(»vom
Islam erfüllt«), was religiöse Kreise gerne benutzten. Und shließlih
Istanbul
, was
zunähst nur die historishe Halbinsel bezeihnete und erst in den Dreißigerjahren
oiziell alleiniger Name der Stadt wurde.
Die Taufe auf
Istanbul
war natürlih ein symbolisher Akt, Teil eines radikalen
Neuanfangs. Die
1923
gegründete türkishe Republik tat alles, um das Osmanishe
Reih in Vergessenheit geraten zu lassen. Sie nahm der Stadt niht nur die alten Na-
men, sie nahm ihr auh Status und Größe. Demonstrativ erwählte Mustafa Kemal
Atatürk ein anatolishes Provinznest, Ankara, zur neuen Hauptstadt. Die
Poli
hörte
nun auf den Namen Istanbul und hate als eben Wiedergeborene erst einmal eine
Reise in Niedergang und Verfall anzutreten. Dem alten Nebeneinander von Völkern