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den einen Brief shreibt etwa, dann setzt man vor den Namen noh ein höflihes
»Verehrter …«, auf Türkish
Sayın
. Aber Vorsiht: Dieses harmlos klingende Wort
bringt in der Türkei regelmäßig Leute vor Geriht - dann nämlih, wenn man ihm
den Familienamen
Öcalan
beigesellt: Dem Anführer der kurdishen
PKK
-Rebellen,
Abdullah Öcalan, die Ehre zu erweisen ist in der Türkei noh immer eine Straf-
tat. Und als Ende
2009
in der Türkei mal wieder eine kurdishe Partei vom Ver-
fassungsgeriht verboten wurde, da war es eine der in der Anklageshrit aufge-
führten Indizien für die angeblihe Gewaltbereitshat dieser Partei, dass mehrere
ihrer Politiker den Herrn Öcalan öfentlih als »verehrten Herrn Öcalan« bezeihnet
hatten. (
Öcalan
heißt auf Deutsh übrigens »Räher«.)
Gegenüber Leuten, denen man auf der Straße begegnet, muss man sih niht mit
dem shon erwähnten
Abi
begnügen. Gerne gehört werden auh
Usta
(Meister!),
Şef
(Chef !) oder
Şeim
(Mein Chef !). Wer sih einen ehten Hauh von Unterwür-
igkeit verleihen möhte, kann es auh mit
Müdürüm
versuhen: »Mein Direktor!«,
aber dazu sollte der Angesprohene mindestens Krawate tragen und der Spreh-
er über jeden Ironieverdaht erhaben sein.
Hodsha
(Lehrer oder Geistliher) nen-
nt man jemanden, dem man höhere Bildung unterstellt oder dem man zumindest
das Gefühl vermitteln möhte, er strahle eine solhe aus. Vor allem junge Halbstarke
kommen niht durh den Tag ohne das Wort
Lan
. Das kann so viel wie »Alter!« oder
»Mann!« bedeuten und durhaus anerkennend und lobend ausgesprohen werden.
Lan
kann aber auh einfah nur »Depp!« heißen, wie in: »Pak deine Muter und
hau ab, du Depp!« (Das Urheberreht für diesen Satz liegt beim Premierminister, der
so vor laufenden Kameras einen Bauern abkanzelte, welher seine Politik kritisiert
hate. Ansonsten bevorzugt der Premier im Umgang mit den ihm Anvertrauten die
Possessivform: »Mein Gouverneur!, Mein Bürgermeister!, Mein Landsmann !…« etc.)
In Kombination mit einem weiteren Substantiv wird
Lan
zum einfahen »He!«, zum
Beispiel
Lan Optik
(»He, Brillenshlange!«) oder
Lan Hıyar
(»He, du Gurke!«).
Junge Frauen jonglieren lieber mit Koseworten. Beliebt sind »Meine Seele«
(
Canım
), »Mein Geist« (
Ruhum
), »Meine Liebe« (
Aşkım
), »Mein Leben« (
Hayatım
)
oder »Mein Einziger« (
Bir tanem
) und natürlih, wie niht anders zu erwarten in
diesem zukerverrükten Land: »Mein Zukerhen, mein Bonbon« (
Şekerim
).