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Zentimeter zu kurz war. Nah viel Geshrei und Hin und Her entdekte der Fre-
und, dass das Metermaß des Mannes einen halben Zentimeter zu kurz war auf den
Meter. Shnell, billig und »das hält shon« ist vielen Usta gut genug. Irgendein Abi
wird sih immer inden, der das eigene Werk im Notfall korrigiert. Doh, es gibt
shon Meister, die nehmen ihren Beruf so ernst, dass sie auh in hohem Alter mit
Bandsheibenvorfall und einem lahmen Bein auf ein Hausdah steigen und dort eine
Stunde lang herumkriehen, um das Lek zu inden, durh das es in die Wohnung
regnet. So einen shikte mir meine Vermieterin, nahdem ih ihr mitgeteilt hate,
es tropfe uns ins Treppenhaus. Die Vermieterin kam dann selbst zur Inspektion, wir
standen beide auf der Dahterrasse und beobahteten Meister Mehmet wie er lang-
sam über die Dahziegel kroh. Sie warf mir einen vorwurfsvollen Blik zu. »Der
arme Mann, er ist alt und hinkt«, sagte sie. »Jetzt muss er aufs Dah. Wegen Ihnen.«
DerBeshneider. Nah dem Vater der wihtigste und meistgefürhtete Mann für
kleine türkishe Jungen. Wie jeder Jude muss auh jeder junge Muslim unters Messer.
Angeblih kam der Prophet Mohammed ohne Vorhaut auf die Welt, und so shreibt
die Sunna, die Überlieferung der Worte und Taten Mohammeds, die Beshneidung
vor. Und weil Sunna auf Türkish Sünnet heißt, ist das in der Türkei bis heute das
Wort für Beshneidung. Heute gehen fast alle jungen Türken verkleidet als Prin-
zen durh ihren großen Tag, an der Kappe eine shwingende Feder, in der Hand
ein Zepter aus Plastik, in den Augen nakte Furht. Beshneider gibt es dreierlei. Es
gibt den Arzt, der im Krankenhaus beshneidet, aber das ist vielen Istanbulern zu
unfeierlih. Für sie gibt es Kemal Özkan. Der hat es nah mehr als hundertausend
Beshneidungen zum Ehrentitel »Sultan der Beshneider« gebraht und besitzt einen
»Beshneidungspalast« im gutbürgerlihen Stadtviertel Levent. Dort lässt er die
Kinder von einem halben Dutzend Familien gleihzeitig mit der Eisenbahn durh
den Saal fahren, von einem Clown bespielen und abwehselnd von einem Imam
und einem Shlagersänger beshallen, bevor er sie auf einen goldenen Sessel in der
Mite der Bühne setzt, ihnen mit einem Ruk die Hose herunterzieht und vor den
Augen aller Anwesenden mit Betäubungsspritze und Brennnadel dem guten Stük
zu Leibe rükt. Und shließlih gibt es Mahmut, einen uralten, hageren Kurden mit
dem sonnenverbrannten, faltigen Gesiht eines Mannes, der Jahrzehnte auf dem Feld
geakert hat. Mahmut zieht heute in einem abgetragenen Anzug mit einem Wä-
gelhen über die Bosporuspromenade bei uns und verkaut gekohte Maiskolben.
Shon kurz nah unserer Ankunt begrüßte Mahmut uns mit Handshlag und einem
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