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und eine feine Bürste. S lässt die Bürste fallen. A sieht das, rut: »Hallo!«, denkt:
»Der arme Mann, seine Existenz!« und läut hinter ihm her. S fällt aus allen Wolken,
bedankt sih übershwänglih und besteht darauf, dem Finder zum Dank die Shuhe
zu putzen. A lehnt ab: »Aber niht doh.«
»Ih bite Sie!«
»Niht nötig, danke!«
»Nun kommen Sie shon.«
»Nein, wirklih niht.«
»Es wäre mir eine Ehre …«
S beginnt mit dem Putzen und fängt an, seine Geshihte zu erzählen: von der
Mutter, die mit Asthma zu Hause liegt, von dem Haus, das ihm letzten Monat von
der Stadtverwaltung abgerissen wurde, von der Strafe, die ihm der Polizist eben für
illegales Shuheputzen abgeknöpt hat, von seinem Kind, das dringend Blutransfu-
sionen brauht. Er wisht ein letztes Mal über die nun blitzblanken Shuhe und blikt
von ganz weit unten A dankbar an. »Mein Herr, wenn Sie mir die Bürste niht aufge-
hoben häten …«
A tastet ergrifen nah der Geldbörse. Drükt dem guten Mann zwanzig Lira in die
Hand. Geht beshwingt von dannen.
Der Bakkal. Das türkishe Gegenstük zu Tante Emma. Also der Mann hinterm
Tresen des Onkel-Ali-Ladens. Verkaut von Klopapier über Eier und Brot bis zur
» Fanatik « (der türkishen »Sport-Bild«) alles, was sih auf drei uadratmetern
unter die Deke stapeln lässt. Bei uns im Ort gibt es den des rehtsradikalen Gries-
gram, der seine Zeit damit verbringt, auf Kurden und Griehen zu shimpfen. Bei
ihm kaufe ih ab und zu meine Zeitungen. Ih kann aber auh zwei Läden weiter ge-
hen zu dem alten Herrn mit dem wippenden Shnauzer, der mir beim ersten Mal -
ohne mih zu kennen - das Eis für meinen Sohn zustekte mit den Worten: »Bezah-
len Sie einfah, wenn Sie das nähste Mal vorbeikommen.« Bis heute ist das ein-
er seiner Wetbewerbsvorteile gegen Süper- , Hyper- und Mega-Market , die ihm die
Kunden stehlen: Beim Bakkal kann man anshreiben lassen. (Wie auh beim Bäk-
er, beim Obsthändler und beim Tekel , beim Shnapsladen). Außerdem kann man bei
ihm vor dem Laden sitzen und bei einem Glas Tee über den Premier lästern. Früher
war er einer der wihtigsten Männer der Mahalle , auh, weil er über die Shulden
Aller Besheid wusste. Die goldene Zeit des Bakkal ist vorbei. Manhe erklären ihre
drei uadratmeter deshalb per Neonshild kurzerhand selbst zum Süper Market ,
andere setzen auf Service: Auh in manhen Innenstadtvierteln sieht man heute
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