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bebensiher erbaut wurden. Hier stürzen auh ohne Beben alle paar Monate Häuser
ein. Und es ist die einzige, in der Politiker wie Bürger die düsteren Prophezeiungen
ahselzukend und als sheinbar unvermeidlih in Kauf nehmen. »Wir leben die
Chronik einer angekündigten Katastrophe«, shließt Celal Şengör düster.
Unser Sohn Leander hat einen Erdbeben-Ruksak im Kindergarten deponiert. In
unserem Bad stehen große Flashen voller Wasser, die Notfallration für die Tage
nah dem Erdbeben. Die Botshaten vershiken alljährlih an die Bürger ihrer
Länder mehrseitige Merkbläter für den Tag des Bebens. Es gibt Paare, die seit Jahren
keine Einladung zum Dinner auf der asiatishen Seite annehmen, weil sie Angst
haben, im Falle eines Bebens von ihrem zu Hause auf der europäishen Seite zurük-
gelassenen Kind abgeshniten zu sein. Die Brüken, sofern sie noh stehen, wären in
dem ausbrehenden Chaos blokiert, die Bosporusboote hofnungslos überfüllt. Und
doh begegnen die Istanbuler der drohenden Katastrophe von Bürgerseite vor al-
lem mit Verdrängung und Gleihmut und von Politikerseite mit sträliher Lethargie.
Viele vertreiben den Shaten, unter dem sie leben, indem sie die Augen shließen.
Zehn Jahre nah dem Beben von Gölcük war von den Shulen Istanbuls gerade mal
jede vierte erdbebensiher aufgerüstet, von den Krankenhäusern niht einmal jedes
zwanzigste. Als die Türkei ihren letzten SiebenJahres-Entwiklungsplan aufstellte, in
dem die großen Herausforderungen für das Land bis
2013
aufgeshlüsselt werden,
da tauhte das Wort Erdbeben darin gar niht auf. Immerhin: Die Orte für die not-
wendigen Massengräber hat die Stadt Istanbul shon ausweisen lassen.
»Von den großen Metropolen der Welt weisen im Moment neben Istanbul nur
San Francisco und Tokio eine Erdbebenwahrsheinlihkeit von zwei Prozent im
Jahr auf. Aber wir sprehen hier nur über Wahrsheinlihkeiten. Das Beben
kann noh fünfzig Jahre auf sih warten lassen. Oder es kann in zehn Sekunden
kommen.«
(Mustafa Erdik, Direktor des Kandilli Erdbeben-
Forshungsinstitutes an der Bosporus-Universität)
