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andere Geliebte, berihteten die Zeitungen, habe er von befreundeten Gangstern
anshießen lassen, nahdem sie ihn verlassen hate. Als der Sänger auf der Liste
der Angeklagten im Prozess gegen die »Sauna-Bande« autauhte - die Bande hate
Politiker in die Arme von Prostituierten gelokt, um sie dann zu erpressen -, wun-
derte sih shon keiner mehr. Seinem Geshät hat all dies bislang niht geshadet:
Ibo ist nah wie vor Abend für Abend im türkishen Fernsehen zu sehen, wo er die
jeweils neueste Lakierung seines Shnauzers vorführt.
Sie leben in getrennten Welten, die weißen und die shwarzen Türken. An einer
Stelle aber, da hat es ein Shwarzer in die Welt der Weißen geshat, und nun
begegnen sih beide Tag für Tag, von frühmorgens bis spätabends, und müssen
miteinander auskommen. Es ist die Figur des Kapıcı, des Istanbuler Gegenstüks zur
Pariser Concierge und zum deutshen Hausmeister. Wie in Deutshland auh küm-
mert er sih um Zentralheizung und Treppenhaus und shneidet Heke und Rasen.
Bloß: Der Kapıcı ist so viel mehr. Jeden Abend holt er die Mülltüten ab, die die Be-
wohner vor die Wohnungstüre stellen, und jeden Morgen erledigt er all die Besor-
gungen, die sie ihm autragen: Der Kapıcı bringt Milh und Brot vom Bäker frish
auf den Frühstükstish. Wenn der Golden Retriever der Dame im dritten Stok Au-
slauf brauht, dann rut sie den Kapıcı , wenn ihr der Nahbar im Stokwerk drüber
zu laut Musik hört, ebenfalls, und wenn einmal der Nahtwähter ausfällt, der den
Appartementblok bewahen soll, dann erledigt der Kapıcı auh diesen Job.
Ot ist die Hausmeisterarbeit die erste Anstellung für einen Zuzögling aus
Anatolien. In türkishen Filmen der Siebziger hört man manhmal Bauern träumen:
»Ah, könnte ih doh Kapıcı werden und leben wie die Herren und Pashas.« Dabei
geht es erst einmal ab in den Keller: Das Leben in der Stadt beginnt für den neuen
Hausmeister und seine Familie im Souterrain der modernen Appartementhäuser. Es
ist immer die kleinste, dunkelste und billigste Wohnung, die für sie reserviert ist. Der
Mann dient den Hausbewohnern als Hausmeister, die Frau putzt, und die Söhne ge-
hen dem Vater beim Einkaufen und Müllabholen zur Hand. Sie sind die Dienstboten
der Istanbuler Mitelshiht. Und wie allen Dienstboten bleibt ihnen nihts Intimes
verborgen. Der Kapıcı weiß, wann einer nah Hause kommt, wen er mitbringt und
wie lange er shlät. Er kennt die leeren Whiskeylashen in der Mülltüte eines jeden
Bewohners, und die Damen des Hauses sind ihm auh ungeshminkt und im Mor-
genrok vertraut. Der Hausmeister wird einem immer unterwürig begegnen und ein
»Mein Herr« oder »Großer Bruder« entbieten. Gleihzeitig nähren die Arroganz und
Verahtung vieler Hausbewohner, die ihn herumbefehligen und niht selten als Prü-
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