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gleitenden, die zurükbliken? Vor einigen Jahren rammte an dieser Stelle ein russ-
ishes Shif ein Boot von Studenten der Bosporus-Universität, die ihren Abshluss
feiern wollten und dabei ganz nah ans »Reina« steuerten, um einen Blik auf das
Treiben dort zu erhashen. Vier Menshen ertranken.
Was es im »Reina« zu sehen gibt? »Könige und Prinzen«, behauptet der Club
selbst vollmundig, »Staatshefs, die hier die Probleme der Welt diskutieren und
Geshätsleute, die Milliardenprojekte unterzeihnen.« Pff, meint unsere Freundin
Dilek, eine Bankerin, die sih auskennt mit Istanbulern, die ihr Geld gerne in der
Shweiz angelegt häten: »Die meisten hier sind Möhtegerne und Natashas.« Nata-
shas heißen in der Türkei die jungen Frauen aus Moldawien oder Russland, die Jagd
mahen auf großzügige Gönner. Mehr noh als die Probleme der Welt werden im
»Reina« diskutiert die Lakierung des neuen Ferrari und der Heilungsprozess der let-
zten Narben am Dekolleté. Uma hurman tanzte hier und Sting und Boris Beker
und Mihael Shumaher, und selbst den Besuh eines gewissen Harry Potter ver-
meldet die Gästeliste. Kurz vor unserem Besuh verhateten sie den Siherheitshef
des »Reina«, er soll Teil eines maiös-nationalistishen Netzwerkes gewesen sein.
Seine Fingerabdrüke fanden sih auf einem Tresor mit Handgranaten und in seiner
Wohnung Dossiers über hohe Politiker.
Kurz vor Miternaht ziehen die Kellner uns den Tish unterm Weinglas weg.
Jetzt wird getanzt. Beziehungsweise: auf der Stelle gewippt, mit jenem lauernd desin-
teressierten Blik, dem nihts entgeht, kein potenzielles Beutetier, kein neidish-ver-
stohlenes Hershauen, in dem sih die eigene Shönheit spiegeln lässt. Im »Reina«
treffen sih Männer, die den Finger ausstreken und sagen: »Ih habe dieselbe Jaht -
bloß größer.« Paris-Hilton-Klone, heute mindestens sehs. Aber auh Studenten, die
zu Hause shon mal vorgetrunken haben und sih nun an einem Bier festhalten.
Gerade spielen sie eine arabish angehauhte Coverversion von »Hotel California«;
die Araber lieben Istanbul.
Ein Raunen, Finger zeigen auf den Mond, von dem nun nur mehr eine shmale
Sihel geblieben ist. Mondinsternis. Dilek sagt, das lasse sie an jene Stunde im
August 1999 denken. Als das große Erdbeben kam, in genau jener Naht, da ein
Hof den Mond umwölkte. Ein Zeihen? Niht für heute. Niht für diese Leute hier,
niht für diese sih selbst segnende Versammlung von »Gewinnern und Intelligenz«
(»Reina«-Eigenwerbung). »Den götlihen Pfad der glüklihen Türken« nannte eine
Kolumne der liberalen Zeitung »Radikal« die Uferstraße am Bosporus sarkastish:
»Hier feiern sih die Istanbuler, die keinen Respekt haben vor den anderen, keinen
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