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sind entweder tot oder nah Griehenland gegangen. Es waren shwere Jahre, die
Fünfziger und Sehziger. Die Türken waren damals sehr aggressiv uns gegenüber. Es
war keine gute Nahbarshat, die Griehen versuhten, unter sih zu bleiben. Be-
suht haben Griehen und Türken einander nie, aber zu den Festen hat man vor der
Tür Geshenke ausgetausht, das stimmt. Ein paar Alte von uns sind heute noh hier,
die Jungen aber versuhten, ihr Leben zu reten. Auh ih war ein Jahr in Saloniki,
aber da haben mir der Käse niht geshmekt und die Eier niht. So geht es allen
Istanbulern. Sie sehnen sih nah dem Wasser hier, nah der Lut, nah dem Bospor-
us. Und nah dem Essen! Was meinen Sie, was die ganzen Rükkehrer mahen,
die jedes Jahr für eine Wohe oder einen Monat aus Griehenland hierher zurük-
kommen? Sie essen, sie trinken, sie stopfen sih voll mit Erinnerungen. Aber die
Freiheit der Leute in Griehenland, die hat mir shon gefallen. Abends einfah raus-
gehen können als Frau, egal, was du anhast … (Sie lüstert nun.) Vielleiht haben
Sie gesehen, dass im Haus gegenüber Zigeuner wohnen, da ist man vor Belästigung
niht siher. ( Redet wieder in normaler Lautstärke .) Ih wollte zurükkommen, unbe-
dingt - aber sobald ih wieder hier war, ershien mir die Türkei dann wieder shwi-
eriger. Manhmal habe ih noh heute das Gefühl, es erwürgt mih, dieses Viertel.
Hier leben heute mehr Mahos. Der kleine Ahmet zum Beispiel, ein Halbstarker, der
die Leute terrorisiert und erpresst hat. Got sei Dank haben den seine Leute verheir-
atet, der ist jetzt weggezogen. Sie haben unserem shönen Konstantinopel aber auh
shlimm zugesetzt, die Bauern aus Anatolien, die hier eingefallen sind. Was mih
hier hält? Wissen Sie, ih habe vor dreißig Jahren einen Türken geheiratet. Heimlih.
Fünfundzwanzig Jahre alt war ih. Meine Familie hat mih vor die Tür gesetzt, bis
heute haben sie mir niht verziehen. Ja, sie leben in Griehenland. Und jetzt kom-
mt Orhan Pamuk und eröfnet neben meinem Haus ein Museum der Liebe. Es wird
doh niht zu laut mit all den Besuhern, oder? Aber die ehte Liebe, die unterstütze
ih bedingungslos. Wir sind Frauen, die die Liebe erlebt haben. Alle sollen sih ver-
lieben, und alle sollen es ofen in die Welt rufen dürfen.
Çukurcuma,oberesEnde. Ein Junge mit einem Teetablet läut durh die Straße,
vorüber an den brahliegenden Grundstüken, Zahnlüken in einem shiefen Gebiss.
Er vershwindet in einem der Antiquariate, in dessen Fenster ein mit gläsernen
Blüten verzierter Kronleuhter für dreiundvierzigtausend Euro angeboten wird. Die
Läden haben sih Shilder auf Osmanish und auf Griehish über die Tür gehängt,
ein Angestellter steht vor der Tür und rut: »Zehn Prozent Nahlass, heute zehn
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