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en von Tonnen Beton, die sie in ihrer letzten Amtszeit über den ihnen anvertrauten
Fleken ausgegossen haben.
Mitlerweile erlebt das Holzhaus ein Comebak, allerdings meist als Kopie. »Die
Entfremdung ist heutzutage so weit fortgeshriten, dass viele, die in einem ›restaur-
ierten‹ Haus aus Stahlbeton mit Holzverkleidung wohnen, glauben, sih in einem
historishen Gebäude zu beinden«, berihtet die Arhitekturhistorikerin Zeynep
Kuban. Wer das Geld hat, renoviert ein ehtes. »Es ist ein wundershönes Gefühl,
in Holz zu leben«, sagt Serdar Gülgün, ein Kunsthistoriker und Inneneinrihter, der
sih in mühevoller Arbeit den alten Jagdpavillion eines osmanishen Pashas nahe
dem asiatishen Ufer zum neuen Zuhause gemaht hat: »Du shläfst gut, du atmest
gut. Es ist ein ökologishes Haus. Und außerdem ist es heute ein gutes Investment.«
Osmanishes ist wieder shik. Serdar Gülgün hat einigen neuen Reihen eine alte
Ufervilla mit Antiquitäten eingerihtet. Es sind die Letzten ihrer Art. »Von den Yalı
gibt es nur mehr kläglih wenige mit Originalsubstanz. Ein knappes Dutzend viel-
leiht«, sagt Martin Bahmann.
Eines der shönsten gehört den Deutshen und steht im Bosporusvorort Tarabya.
Ein doppelter Glüksfall, dieses Haus, mindestens. Ein Geshenk des Sultans der
Osmanen an den deutshen Kaiser Wilhelm II . Ein Geshenk des deutshen Bun-
destages an die Kunst. »Villa Tarabya« haben es einige nun getaut, bislang war es
einfah die Sommerresidenz des deutshen Botshaters in der Türkei. Die bleibt es
auh. Aber der Botshater bekommt Mitbewohner: Künstler, sieben an der Zahl, die
der deutshe Staat von 2010 an hierhershikt, auf dass sie sih reiben an Istanbul,
an der Türkei. Das ist shnell passiert an diesem Ort, der unter Starkstrom steht, wo
man den Kopf bloß aus dem Fenster steken muss, damit das Hirn anfängt zu vibri-
eren. Ein gefundenes Fressen für Künstler, diese Stadt.
Tarabya liegt in einer Buht im Norden der Stadt, von hier blikt man auf die
Stelle, wo der Bosporus sih dem Shwarzen Meer öfnet. Einst, bevor die osmanishe
Elite den Bosporus als Sommerluht entdekte, war der Ort ein griehishes Fisher-
dorf. Das türkishe Tarabya ist das griehishe herapeia, so heißt der Ort, seit im
fünten Jahrhundert der Patriarh von Konstantinopel den alten heidnishen Namen
des Ortes vergessen mahen wollte: Pharmakeus , Git. Der Legende nah soll hier
Medea dem Argonauten Jason nah dem Leben getrahtet haben, indem sie Git ins
Wasser der Buht träufelte. Der griehishe Held Jason und seine Männer hatten mit
ihrem Boot Argo als Erste die shreklihen Strömungen des Bosporus bezwungen,
die Ausfahrt ins Shwarze Meer geshat und den Griehen so eine neue Welt er-
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