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det proportional zur Bevölkerungszahl
Vertreter in die Volkskammer. Die
Ständeräte werden vom Volk oder den
Kantonsparlamenten gewählt. Als Exe-
kutive regiert ein Bundesrat mit sieben
Mitgliedern, eine Kollegialbehörde,
die nach dem Mehrheitsprinzip ent-
scheidet. Der Vorsitzende des Bundes-
rats, der nur repräsentative Funktionen
besitzende Bundespräsident, wird je-
des Jahr neu gewählt. Diese Prinzipien
sind seit 1848 unverändert.
Bündnisse unter den Kantonen sind
verboten, militärische Selbsthilfe ist
nur im Rahmen des Bundes möglich.
Fremde Solddienste und Orden, Pen-
sionen, Titel fremder Regierungen
werden untersagt, das Ordensverbot
gilt bis heute! Zoll, Münzwesen und
Postregal werden eidgenössisch, die
Entwicklung zum Industriestaat wird
dadurch erleichtert. Die nach wie vor
kantonalen Bataillone erhalten einheit-
liche Uniformen und eine gemeinsa-
me Fahne (das weiße Kreuz im roten
Feld). Andere Artikel garantieren die
Rechte und Freiheiten der Bürger
(noch nicht der Bürgerinnen). Bürger
besitzen aktives und passives Wahl-
recht, Niederlassungsfreiheit, Presse-
freiheit, Vereinsfreiheit und Religions-
freiheit. Initiative und Referendum
werden 1874 eingeführt.
Hegel'scher Fortschrittsglaube brei-
tet sich aus und wird durch die rasche
Entwicklung gestärkt. Ein Eisenbahn-
netz sprengt bald die engen Grenzen
der Kantone, die wachsende Industrie
versorgt die Bevölkerung mit Mas-
sengütern und verdrängt das Hand-
werk. Schweizer Firmen, viele davon
von Flüchtlingen und Einwanderern
gegründet (wie die Pestalozzis in Zü-
rich, die Nestlés in Vevey, die Brown-
Boveris in Baden und die Maggis in
Kempthal) erreichen Weltformat. Die
Lebenserwartung verdoppelt sich in
hundert Jahren. Während das restliche
Europa sich im Ringen um nationale
Einheit und im Auf und Ab nationaler
Auseinandersetzungen befindet, kon-
zentriert man sich in der Schweiz auf
wirtschaftliche Entwicklung.
1870/71 wird man kurz durch den
nahe an die schweizerische Grenze
herangetragenen deutsch-französi-
schen Krieg gestört. Die Schweiz mo-
bilisiert und beschützt ihre Grenzen.
Rund 85.000 Mann der französischen
Ostarmee unter General Bourbaki ge-
raten in einen deutschen Hinterhalt
und können sich nur durch Übertritt
über die schweizerische Grenze ret-
ten. Sie werden entwaffnet und inter-
niert. Das Ereignis löst eine Welle des
Mitgefühls aus. Die Schweiz hat eine
neue Möglichkeit entdeckt, sich
außenpolitisch zu betätigen: die neu-
trale Hilfe für Betroffene in Kriegs- und
Krisengebieten. Parallel dazu hat sich
auf privater Ebene ein gescheiterter
Geschäftsmann aus Genf, Henri Du-
nant, mit ähnlichen Ideen beschäftigt.
Seiner Initiative entspringt die Bewe-
gung des Roten Kreuzes und die Or-
ganisation des Internationalen Komi-
tees vom Roten Kreuz (IKRK).
Das Bundeshaus:
Regierungs- und Parlamentsgebäude
 
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