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Land seit fast 200 Jahren vor Krieg und
weiteren Verwüstungen.
Nach der Revolution von 1830 in Pa-
ris werden auch in der Schweiz repu-
blikanisch-demokratische Gedanken
wieder populär. Die Kantone Thurgau,
Aargau und Luzern setzen demokrati-
sche Verfassungsreformen in Kraft. In
Neuenburg bricht ein gegen Preußen
gewandter Aufstand 1831 zusammen.
Der alte Gegensatz führt in Basel 1832
zur endgültigen Trennung von Stadt
und Landschaft. Die kleinen ländli-
chen Stände in der Innerschweiz be-
fürchten, mit dem liberalen Gedanken-
gut werde ihre alte Autonomie gefähr-
det und ihre konservativere religiös
motivierte Grundhaltung in Frage ge-
stellt. Emigranten aus dem Ausland,
dem „Jungen Europa“ angehörend,
lassen aus der Sicht konservativer
in- und ausländischer Politiker die
Schweiz immer mehr zum Tummel-
platz revolutionärer Radikaler werden.
Ein alter Gegensatz wird wieder be-
lebt: die Trennung zwischen Refor-
mierten und Katholiken. Der Konflikt
wird zu einer kirchlich-weltanschauli-
chen Auseinandersetzung und explo-
diert im letzten bewaffneten inneren
Konflikt des Landes, dem Sonder-
bundskrieg 1848.
Die Radikalen, die Vorläufer der
heute eher rechts stehenden Freisin-
nig-Demokratischen Partei, hatten die
Wahlen in kantonalen Urnengängen in
fast allen reformierten Kantonen ge-
wonnen. Die katholischen Kantone
Luzern, Uri, Schwyz, Ob- und Nidwal-
den, Zug, Freiburg, und Wallis hatten
sich zur „Schutzvereinigung“ zusam-
mengeschlossen, dem Kern des späte-
ren „Sonderbunds“. Im Sommer 1847
wird von der Tagsatzung die Auflö-
sung dieses „gegen die Einheit der Eid-
genossenschaft“ gerichteten Bundes
beschlossen, der Waffengang ist un-
ausweichlich geworden. Der Führer
des Sonderbunds sucht den Rückhalt
beim alten Feind Österreich und for-
dert die Großmächte auf, in der
Schweiz zu intervenieren. Die mehr-
heitlich reformierten Tagsatzungstrup-
pen unter der Führung des Genfer
Generals Henri Dufour lassen den we-
sentlich schwächeren konservativen
Truppen keine Chance. Die Sonder-
bundskantone müssen kapitulieren,
die Jesuiten ausweisen und sich radi-
kale Regierungen geben. Eine Bundes-
verfassung wird 1848 in Kraft gesetzt.
Die moderne Form der Schweiz,
ein Bundesstaat mit stark föderalisti-
schem Charakter, nimmt Gestalt an.
Während überall in Europa die
1848er-Revolutionswirren ausbre-
chen, benutzen die neuen radikalen
Führer der Schweiz die Situation, die
Neuenburger in ihren Anliegen zu un-
terstützen. Unter eidgenössischem
Schutz werden die preußischen Fürs-
ten in Neuenburg gestürzt, Neuen-
burg wird ein voll mit der Schweiz ver-
bundener Kanton.
Der Bundesstaat Schweiz
Der Bundesstaat von 1848 ist stark
vom amerikanischen Vorbild geprägt:
ein Parlament mit zwei Kammern,
dem Ständerat mit je zwei Standes-
stimmen und dem Nationalrat als
Volksvertretung. Jeder Kanton entsen-
 
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