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dass sie ihn bei der Vertreibung der
Franzosen unterstützen. Im März 1637
schlägt Jenatsch, unterdessen zum
Oberbefehlshaber der Bündner ge-
worden, mit seinem „Kettenbund“ ge-
gen seinen ehemaligen Mentor
de Ro-
han
los und vertreibt die Franzosen,
welche das Veltlin, Bormio und Chia-
venna an Bünden zurückerstatten
müssen.
1639 wird Jenatsch von seinen alten
Feinden, den von Plantas, in der Fas-
nachtszeit ermordet. Maskierte Planta-
Anhänger nutzen die Gunst der Stun-
de und strecken ihn mit Axthieben
und Pistolen zu Boden. Die Novelle
von
Conrad Ferdinand Meyer
„Jürg
Jenatsch“ schildert in idealisierender
Form den „Retter Graubündens“.
1649, nach Ende des Dreißigjähri-
gen Krieges, kommt es zum
Ausgleich
mit Österreich,
alle Teile des alten
Rätiens kommen wieder an Graubün-
den und bleiben es bis zur Franzö-
sischen Revolution.
Die eidgenössischen Stände haben
im Dreißigjährigen Krieg zwar Sympa-
thien mit der einen oder anderen Sei-
te, sie nehmen jedoch nie eindeutig
Partei. Die Eidgenossenschaft hat sich
in den Wirren einigermaßen bewährt,
Auseinandersetzungen beschränkten
sich stellvertretend auf Graubünden.
Ein neues Schema schweizerischer
Außenpolitik wird sichtbar:
Nichtein-
mischung
in fremde Händel, das Aus-
nützen solcher Situationen.
Das 18. Jahrhundert ist eine Zeit des
Friedens und Aufschwungs, aber auch
eine Zeit nicht verarbeiteter Gegensät-
ze. In Europa herrscht der
Absolutis-
mus.
Die Schweizer Patrizier, Zunft-
herren und Vögte kopieren die Son-
nenkönige und Potentaten.
Das Jahrhundert wird
Zeitalter der
Aufklärung
genannt. Geistig und wirt-
schaftlich ist es fortschrittlich, frei, auf-
klärerisch, vernünftig.
Jean-Jacques
Rousseau
aus Genf (1712-1778),
Jo-
hann Heinrich Pestalozzi
aus Zürich
(1746-1827),
Albrecht von Haller
aus
Bern (der Dichter des Poems „Die Al-
pen“, das einen „Alpenboom“ auslös-
te),
Johann Jakob Bodmer
(1698-
1783),
Johann Jakob Breitinger
(1701-
1776) und
Johann Jakob Lavater
(1746-1801) in Zürich haben großen
Einfluss auf europäisches Denken.
Doch die
politische Realität ist
konservativ.
„Aufwiegler“ wie die
Henzibrüder
in Bern oder
Major Davel,
der für das Waadtland die Freiheit er-
reichen will, werden von den Obrig-
keiten, z.B. den „Gnädigen Herren“ in
Bern, ohne Federlesens gemaßregelt.
Davel
wird 1723 in Lausanne enthaup-
tet,
Samuel Henzi
besteigt 1749 nach
einer Verschwörung das Schafott. Erst
der Sturmwind der Französischen Re-
volution wird dem Gedanken der Auf-
klärung zum Durchbruch verhelfen.
Politisch ist die alte Eidgenossenschaft
reaktionär, repressiv, kontrolliert durch
eine kleine Schicht, der jede Verände-
rung suspekt ist.
Die Gesellschaft ist ständisch, die
Sittenvorschriften
grenzen ans Ab-
surde: Es ist verboten, während des
Gottesdienstes Verwandte zu besu-
chen. Die Vorschriften zum Rauchen,
Trinken, Essen, zum Tanzen und Auf-
treten an Märkten sind kaum zu