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Seit 1923 besteht ein Zollvertrag
mit der Schweiz, durch den Liech-
tenstein in das schweizerische Wirt-
schaftsgebiet integriert wurde. Im
Unterschied zum Partnerland Schweiz
schafften die Liechtensteiner 1991
jedoch ein Volks-Ja zum Europäischen
Wirtschaftsraum (EWR). Daher wur-
de der Zollvertrag inhaltlich so an-
gepasst, dass für Liechtenstein so-
wohl die enge Partnerschaft mit der
Schweiz (Zollunion) als auch die EWR-
Mitgliedschaft möglich ist. Somit ge-
hört das Land gleichzeitig zwei Wirt-
schaftsräumen an.
Die Liberalisierung des Telekom-
Marktes nutzten die Liechtensteiner
geschickt durch die Schaffung einer
eigenen Telekom, die nun als Player
auf dem europäischen Markt auftritt.
Den Anruch, zwielichtigen Finan-
ziers, Wirtschaftsverbrechern und Po-
tentaten einen allzu attraktiven Stand-
ort für gewaschene Gelder anzubie-
ten, konnte die Regierung durch kon-
sequente Maßnahmen auf Gesetzes-
ebene weitgehend ausräumen, ohne
die Attraktivität des Standorts ent-
scheidend zu schwächen. Im Februar
2008 weitete sich jedoch die Verhaf-
tung des Chefs der Deutschen Post
zum weltweit wahrgenommenen Fi-
nanzskandal um Steuerhinterziehung
aus. Kundendaten der Liechtensteiner
LGT Bank wurden geknackt, mehr als
4 Milliarden Euro sollen am Fiskus vor-
bei nach Liechtenstein gebracht wor-
den sein. Die Bank (im Besitz der Fürs-
tenfamilie) und der Finanzplatz stehen
im Rampenlicht und müssen ihre Re-
putation neu legitimieren.
Dieser Druck hat aber auch positive
Maßnahmen erzeugt. Die Gesetzgebung
gegen Missbräuche des Finanzplatzes, ins-
besondere gegen Geldwäsche, wurde in
Rekordtempo angepasst. Eine sogenannte
FIU, Financial Intelligence Unit, wurde auf-
gebaut. Die Zahl der Staatsanwälte, die
sich mit Finanzdelikten und -verbrechen
befassen, wurde vervierfacht. Ein Sonder-
staatsanwalt hat die Vorwürfe untersucht
und Schwächen im Gesetzesapparat, v.a.
auf Vollzugsebene aufgezeigt.
Es stellt sich insbesondere heraus, dass
es für einen abseits großer Zentren lie-
genden Kleinststaat wie Liechtenstein nicht
einfach ist, die große Zahl kompetenter
Leute verpflichten zu können, die auf ju-
ristischer Ebene, aber auch als Berater,
Bankiers etc. professionell zwischen ge-
schickter Anlageberatung und Begünsti-
gung zwielichtiger Persönlichkeiten unter-
scheiden. Liechtenstein muss (wie übrigens
auch die Schweiz) ein neues Gleichge-
wicht finden, eine Balance, die zwar einer-
seits die große Attraktivität des Finanzplat-
zes, die Professionalität seiner Berater und
die Anlagefreundlichkeit beibehält, die aber
andererseits verhindert, dass schmutziges
Geld überdurchschnittlich gerne in das
Land fließt und so letztlich die Basis dessen
zerstört, was man in vielen Jahren aufge-
baut hat.
Die Hauptstadt Vadu ‡X/B1-2
Vaduz, der Hauptort des Fürstentums
Liechtenstein, ist mit seinen 5053 Ein-
wohnern nicht nur Sitz der Behörden
und des Landtags (des Parlaments),
sondern seit 1939 auch Residenz des
Landesfürsten. Der Ort wurde 1150
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