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Der späteiszeitliche Bergsturz Motta in
Miralago, vom Berg Giümelin losge-
brochen, staute den Lago di Poschia-
vo bis weit über seine heutige Ausdeh-
nung nach Norden hinaus. Die Motta
(„Anhöhe“) dominiert die unterste
Stufe des Puschlavs und erstreckt sich
mit dem Trümmerfeld von Miralago
bis Piazzo. Das Seitental Val dal Saent
mit dem rauschenden Wasserfall öff-
net sich in der untersten Stufe der Ge-
meinde Brusio in westlicher Richtung.
Die unteren Bergflanken sind sehr steil
und brüchig. Die Bergdörfer Cavaione
und Viano liegen über dieser Gefäll-
stufe.
Im oberen Puschlav wird Alp- und
Futterwirtschaft betrieben, in der Tal-
ebene blühen Wiesen mit Obstgär-
ten, mit Äpfeln, Birnen und Pflaumen,
die bewässert werden müssen. Noch
weiter unten im steilen Trogtal gibt es
wenig Kulturboden und die Betriebe
sind auf Milchproduktion eingestellt.
Neben Gemüsebau gibt es hier auch
Tabak oder Buchweizen. Beide Pro-
dukte werden nach der Weizen-, Rog-
gen- oder Gerstenernte angepflanzt.
Auch die Weinberge fehlen nicht. Im-
mer mehr Betriebe stellen auf biologi-
sche Landwirtschaft um. Diverse bie-
ten Direktverkauf ab Hof an (eine Liste
ist beim Tourismusbüro erhältlich).
Das Puschlav ist auch für seine ganz
eigene Küche bekannt. Typische Ge-
richte sind Pizzöcar ala pusc'ciavina
(eine Mehlspeise), Minestra da dume-
ga (Gerstensuppe), Pulenta in flur (Po-
lenta mit Rahm), Pulenta taragna (Po-
lenta mit Käse und Rahm) sowie Capu-
nett (Spinatspätzle).
Im Val Poschiavo wird Serpentin,
Marmor des Sassalbos und Granit
aus Campascio bearbeitet. Gespro-
chen wird ein italienischer Dialekt,
der in der Gemeinde Poschiavo vom
Rätoromanischen, in der Gemeinde
Brusio vom Dialekt des Veltlins beein-
flusst ist. Früher konnte man an der
Sprache ablesen, ob der Gegenüber
katholisch (mehrheitlich Bauern) oder
reformiert (Handwerker, Bürgertum)
war. Guten Tag (ital. buongiorno ) heißt
bundì, la burca (ital. il vicolo ) die Gas-
se, la cuntrada (ital. la frazione ) ist die
Gemeinde, i budan (ital. bambini ) sind
Kinder, i matei (ital. ragazzi ) Knaben, li
mateli (ital. ragazze ) Mädchen.
Geschichte
Die Geschichte des Puschlav war eng
verknüpft mit dem Schicksal des südli-
chen Nachbarn. Karl der Große
schenkte das Veltlin mit dem Anhäng-
sel Poschiavo dem Kloster St.-Denis.
Die erste urkundliche Erwähnung 824
führt Postclave zusammen mit anderen
Veltliner Territorien auf. Im 14. Jh. un-
terstand das Puschlav den Herzögen
von Mailand, 1394 besetzte Bischof
Hartmann II. von Chur das Tal, 1408
schloss die Talschaft einen Vertrag und
trat als zehntes Hochgericht in den
Gotteshausbund ein. Im Gegensatz
zum Veltlin gelang dem Puschlav so
früh die Befreiung von der Feudalherr-
schaft und die Orientierung nach Nor-
den. Reformation und Gegenreforma-
tion kamen von Süden und brachten
Konflikte und Spannungen. 1547 gab
es in Poschiavo die erste reformierte
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