Travel Reference
In-Depth Information
Durch die Wiederentdeckung des
karolingischen Bildzyklus kam das
Gotteshaus zu seiner Berühmtheit. Die
Bemalung zieht sich wie ein Teppich
über alle Wände, allerdings in unter-
schiedlichem Erhaltungszustand. In
dominierendem Rotbraun und in im-
pressionistischer, auf Fernwirkung zie-
lender Art entstanden die Malereien
um das Jahr 800. Sie wurden auf
Grund einer Vorzeichnung in roten
Strichen al fresco angelegt, die Deck-
farben, Modellierung und Lichter
nachträglich in pastosen Temperafar-
ben al secco aufgetragen. Die weißen
Bildlegenden (tituli) sind bis auf Reste
verschwunden.
Die Bildszenen sind in ein Rah-
mensystem von liegenden Recht-
ecken, an der Westwand und in den
Apsiden auf Streifen komponiert. Sie
sind lebhaft, die Architekturkulissen
einfach. Der Maler, wohl aus ober-
italienscher Schule, verarbeitete Bild-
quellen verschiedener Herkunft: by-
zantinische, apokryphe, spätrömische
und frühmittelalterliche.
Die Bilder wurden 1498 erstmals
übertüncht. Fünf die Kirche umziehen-
de Streifen, ausgehend von der Süd-
wand mit Davidszenen und neutesta-
mentarischen Themen, wurden 1908
abgelöst und ins Schweizerische Lan-
desmusem gebracht.
Das Frauenstift wollte im 12. Jh.
nach großzügigen Schenkungen des
Bischofs von Chur die Kirche neu aus-
malen. Diese Malereien befinden sich
über den karolingischen, sind von aus-
gezeichneter Qualität und bis heute
gut erhalten.
Das Kloster
Das Kloster wurde vor allem unter
den Äbtissinnen Angelina von Planta
(1479-1510) und Barbara von Castel-
mur (1511-29) nach dem verheeren-
den Brand von 1499 wiederhergestellt.
Die nachfolgenden Äbtissinnen haben
an diesen Bauplan angeknüpft, so dass
die Gebäude aus der Plantazeit noch
heute die mittelalterliche Erscheinung
des Klosters prägen. Die Bischofswoh-
nung und die Schlafzellen im Südturm
sind aus dem 17. Jh., ebenso wie das
Obergeschoss im südlichen Kloster-
hof. Der Neubau der Abtei und des
Refektoriums stammen aus dem
18. Jh. Der Neubau des Trakts mit Re-
fektorium zwischen den beiden Klos-
terhöfen ist von 1877. Der Westliche
Wirtschaftshof hat zwei Tortürme, au-
ßen rundbogig, innen spitzbogig. Sie
sind um 1500 entstanden. Seit jeher
stand dem Bischof von Chur ein Teil
des Klosters als Residenz zur Verfü-
gung. Der Bischofshof mit dem
Wohntrakt, doppelgeschossiger Ka-
pelle und Kreuzgang wurde in den
Jahren nach 1035 erbaut. Die ehemali-
ge Außenfassade ist heute im goti-
schen Anbau integriert.
Seit Jahren werden archäologische
Bau- und Bodenfunde erforscht und
dokumentiert. Die Untersuchungen
begleiten die Restaurierungsarbeiten
an den Klostergebäuden und dienen
nebst der baugeschichtlichen Grund-
lagenforschung als Planungsgrundlage
für die fortlaufende Renovierung. Lite-
ratur ist im Klostermuseum erhältlich.
Das Museum der Benediktinerinnen
von Müstair befindet sich im markan-
 
Search WWH ::




Custom Search