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Die Bündner Pässe
Lebensmittel, Gewürze, Drogen und Öle.
Nürnberger Kaufleute, Nördlinger Bürger
mischten neben Ulmern mit, Ravensburger
lieferten Leinwand nach Genua, die Fugger
waren unterwegs nach Mailand. Auch Ost-
schweizer benutzten die Passstraßen, so
Heinrich von Schaffhausen, und im 13. Jh.
auch St. Galler. Vereinzelt wählten Zürcher
die bünderischen Alpenpässe an Stelle des
Gotthard. Selten waren italienische Händler
auf der Nordseite unterwegs. Die Handels-
tätigkeit ging fast immer auf Einzelpersonen
zurück, die meist von Haus aus vermögend
waren, sich aber aus Kosten- und Sicherheits-
gründen zu Handelsgenossenschaften zu-
sammenschlossen.
Mit dem Bau der Eisenbahnlinien durch
Lötschberg-Simplon und Gotthard sowie
dem Autobahntunnel verloren die Bündner
Pässe an Bedeutung. Was geschieht, wenn
heute der Gotthardtunnel ausfällt, konnte
man im Winter 2001/02 beobachten: 40-
Tonner-Lkws zwängten sich zum Schrecken
der Anwohner und Erholungssuchenden
über den San Bernardino und die engen
Bergstraßen.
Die Pässe wurden schon in vorrömischer
Zeit genutzt. Jedoch fürchteten die Römer
die Übergänge nicht nur wegen der in den
Bergen lauernden Gefahren, sondern auch
wegen der „schrecklichen und grausamen
Sinnesart der Räter“. Im Gegensatz zu Bren-
ner und Gr. St. Bernhard bauten sie hier nur
die Zugangsstraßen mit Steinpflastern aus.
Auch im Frühmittelalter benutzten Rei-
sende die römischen Straßen. Um 1200 er-
fuhren Splügen und San Bernardino einen
Aufschwung, weil der Weg durch die Via-
mala verbessert worden war. Die Kreuzzü-
ge (11.-13. Jh.) förderten den Handelsver-
kehr über die Bündner Pässe. Vor allem die
Leinwandindustrie in Deutschland expor-
tierte nach Südeuropa. In Oberitalien tauch-
ten deutsche Kaufleute auf. Die Orte ent-
lang der Passrouten richteten Ruhestatio-
nen für Saumpferde ein. Vielerorts mussten
die Waren verzollt werden. Unterschieden
wurde nach Gattungen: Textilien, Tiere,
Tierprodukte, Metalle und Metallprodukte,
Schweiz und Italien. Bereits im 7. Jh.
zogen Reisende nach Süden. 965 floh
Otto der Große vor der Pest nach
Norden. Vermutlich überquerte auch
Heinrich II. 1004 den Pass. Der in
Kämpfe mit den Lombarden verwickel-
te Kaiser Barbarossa brachte rheini-
sche und westfälische Truppen über
den Lukmanier und erwartete das itali-
enische Heer in der Burg Serravalle
bei Biasca. Die Disentiser Äbte verbes-
serten die Passstraße und errichteten
1374 ein Hospiz. 1413 und 1431 über-
querte Kaiser Sigismund den Pass. 1799
besetzte ihn General Loison, späterer
Mitkämpfer von General Suwarow.
Auf dem Lukmanier liegt die burg-
artige Kapelle St. Maria von J. Rieser,
haus wurde 1643 erbaut. Der im Kern
bis ins 11. Jh. reichende Turm steht in
der Flucht der Fassade und wurde
1667 barockisiert. In der Nordkapelle
findet sich der spätgotische Flügelaltar
von Y. Striegel. Die Malereien auf der
Rückseite stammen vermutlich von
Bernhard Striegel .
Oberhalb von Disentis führt eine
Straße nach Westen zum Oberalp-
pass, eine andere südlich durch das
Val Medel über den Lukmanier ins Ble-
niotal im Tessin.
Der Lukmanier-Pass ‡XVII/C2
Der Lukmanier-Pass ist neben dem
Maloja der niedrigste und bequems-
te Alpenübergang
zwischen der
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