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Die Geschichte des Monte Verità
Auf dem Hügel oberhalb von Ascona grün-
deten zu Beginn des 20. Jh. verschiedene
Persönlichkeiten unter der Leitung von Ida
Hofmann und Henri Oedenkoven eine Ko-
lonie. Sie befürworteten eine neue Lebens-
philosophie, die auf der Rückkehr zur Na-
tur, der Befreiung von allen Fesseln, der ve-
getarischen Ernährung, der Bewegung in
der freien Natur, dem Sonnenbad, dem
Nudismus und der Theosophie beruhte.
Die Kolonie wurde als Sanatorium Monte
Verità bekannt und stand allen offen. Zu
den Gästen zählten viele Persönlichkeiten
des Kulturlebens der damaligen Zeit, einer
der Ersten war Erich Mühsam, der seine Ein-
drücke in der Broschüre „Ascona“ von
1905 festhielt. Weitere Gäste waren der Lo-
carneser Maler Filippo Franzoni, die Schrift-
steller Hermann Hesse und Erich Maria Re-
marque, der Anarchist Raphael Friedeberg
und der Psychoanalytiker Otto Groß.
Auf dem legendären Hügel, auf dem
schon im letzten Viertel des 19. Jh. eine un-
glaubliche Zahl von alternativen Kulturfor-
men erprobt wurde, sind heute nur noch
wenige Spuren der „Ballabiotti“ (Nackttän-
zer) zu finden, wie die Einheimischen die
exzentrischen Persönlichkeiten nannten.
Um den damaligen Bewohnern des Monte
Verità nachzuspüren, empfiehlt sich ein Be-
such des Museums Casa Anatta, eingerich-
tet in der einzigen erhaltenen Lichthütte.
Nach einer Bankkarriere kam der deut-
sche Baron Eduard von der Heydt 1926
nach Ascona und erwarb den Monte Ve-
rità. Der reiche Bankier war seit seiner Ju-
gend von der asiatischen Kunst begeistert
und wandte viel Energie und Geld auf, um
den Monte Verità in ein Kulturzentrum von
internationalem Rang zu verwandeln. Von
1929 bis zum Ausbruch des Zweiten Welt-
kriegs organisierte er in Ascona Seminare,
an denen die bedeutendsten Kenner der
asiatischen Kunst teilnahmen. Von der
Heydt gründete eine Stiftung für philoso-
phische und religiöse Studien. Er veröffent-
lichte etliche seiner Studien über chinesi-
sche Kunst und stellte seine reichen Samm-
lungen den wichtigsten schweizerischen
Museen zur Verfügung. 1956 trat er den
Monte Verità an den Kanton Tessin ab und
legte in der Schenkungsurkunde fest, dass
dieser Ort ein Zentrum der künstleri-
schen und kulturellen Tätigkeit bleiben
müsse. Baron von der Heydt liegt auf dem
Friedhof von Ascona begraben.
Künstler ließen sich inspirieren. Schließ-
lich wurde es zu einer Hochburg des
Tourismus. Der Altstadtkern und die
engen Gassen, verträumte Winkel und
die Lage am See locken immer wieder
Besucher an.
Casa Serodine
Ende des 16. Jh. wurde die Casa
Serodine oder Borrani für die Künstler-
familie Serodine gebaut, mit einer der
bemerkenswertesten Fassaden der
Schweiz. Sie wurde mit stuckverzier-
tem Piano nobile vom Künstler Cristo-
foro Serodine - dem Bruder des Ma-
lers Giovanni Battista - und seinem
Sohn Giovanni Battista gestaltet. Im
hübschen Innenhof befindet sich das
Tourismusbüro.
Seepromenade Piazza G. Motta
Beliebter Treffpunkt ist die Seepro-
menade mit ihren Platanen. Das Mu-
nicipio wurde im 16. Jh. für Bartolo-
meo Papio gebaut.
 
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