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Das ehemalige Schlachthaus (Nr.
22) ist heute ein Avantgarde-Theater
in der lebendigen Theaterszene Berns.
Beim Schlachthaus zweigt rechts die
im 13. Jh. nachträglich angelegte
Brunngasse ab. Nur einseitig bebaut,
behielt sie den Charme eines Wohn-
und Arbeiterviertels. Hier stehen der
Stettbrunnen, der letzte mittelalterli-
che Quellbrunnen der Stadt, und ei-
nes der wenigen erhaltenen Wasch-
häuser. Das Restaurant Zimmerman-
nia (Nr. 19) diente den Radikalen um
Professor Schnell in der ersten Hälfte
des 19. Jh. als Stammlokal. Hier soll
die liberale Staatsverfassung von 1846
entstanden sein.
Brunngasse und Rathausgasse verei-
nen sich am westlichen Ende und
führen auf den neu in Stand gesetzten
Kornhausplatz, der im Sommer ein
beliebter Platz mit Straßencafés ist.
Hier steht der Kindlifresserbrunnen,
1545-46 von Hans Gieng, dem gro-
ßen Brunnenbauer Berns, geschaffen.
Das Achteckbecken wurde um 1690
ersetzt. Am Stock ist das Monogramm
„HG“, die einzige Signatur des Meis-
ters sichtbar. Ein sitzender Fettwanst
mit Wams und Spitzhut schickt sich
an, eines der acht gefangenen Kinder
zu fressen. Weitere Kinder trägt er im
Sack, in den Taschen und auf dem
Rücken. Der Kunstführer der Schweiz
erklärt die Bedeutung der Figur mit
Fasnachtssymbolik aus der Reforma-
tionszeit. Einige verstehen den Kind-
lifresser als judenfeindliches Symbol.
Andere vermuten, dass mit dieser Fi-
gur die Absurdität solcher Ammen-
märchen verspottet und verhöhnt wer-
den sollte. Der Kindlifresser ist zweifel-
los der originellste Brunnen der Stadt
und in seiner Art einzigartig.
Der Kornhausplatz wird geprägt
durch den wuchtigen Bau des Korn-
hauses. Das einst größte kommu-
nale Lagerhaus der Schweiz wurde
1711-18 für die bernische Kornverwal-
tung von Hans Jakob III. Dünz gebaut,
um Hungersnöten vorzubeugen.
1975-80 wurde der ursprüngliche Zu-
stand wieder hergestellt. Der längs-
rechteckige, viergeschossige Bau hat
ein mächtiges Walmdach und drei
dreiachsige Risalite. Die Giebelreliefs
mit Allegorien der Stadtrepublik sind
von den beiden Langhans. Im Erdge-
schoss befindet sich die offene, drei-
schiffige Markthalle. Darunter war
früher der Staatskeller. Im ehemaligen
Kornkeller ist heute ein sehenswertes
Restaurant. Das große Weinfass fasst
über 40.000 Liter. Im Erdgeschoss ist
ein trendiges In-Lokal eingezogen.
Neben dem Kornhaus steht das
1901-03 entstandene Stadttheater.
Weiter geht es durch die Arkaden des
Kornhauses in die Zeughausgasse.
Hier steht die Französische Kirche, ei-
ne hochgotische Bettelordenskirche.
Nach der Hugenottenverfolgung in
Frankreich war sie das Zentrum der
hugenottischen Flüchtlinge. Das Lang-
haus mit Lettner wurde ca. 1280, der
Chor 1280-90 gebaut. Mittelschiff
und Chor liegen unter einem gemein-
samen Satteldach. Die Westfassade ist
spätbarock, die Ostfassade im Stil von
1280-90. Im Innern sehr schöner Fres-
kenzyklus eines Nelkenmeisters um
1495-1500 (besonders am Lettner).
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