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einmalwöchentlichprobtimStifter-ZentrumdergemischteChorvonHorníPlaná,diePolizeihat
auch schon hier gefeiert.
»Die Menschen sind schon viel weiter, als die Politiker glauben«, sagt Horst Löfler, der nach
eigenen Worten im Ort »als Oberplaner akzeptiert« ist, auch wenn die Kommunisten als Opposi-
tionspartei im letzten Kommunalwahlkampf gegen ihn gestänkert haben. Vor Jahren hat Bürger-
meister Hůlka ihn gefragt, ob er nicht im Neubauviertel bauen wolle, aber Löfler hat abgelehnt.
Bleibt lieber in Stuttgart, und ähnlich sehen das nach seinen Worten auch viele andere Sude-
tendeutsche. »Die tschechische Bevölkerung hat ihre Angst verloren vor den Vertriebenen, wir
habenhierüberhauptkeineProbleme.«ProblemehabeninLöflersAugenvielmehrdieHardliner
dertschechischenPolitikunddesBundesverbandsderSudetendeutschenLandsmannschaft.»Die
stehen sich gegenüber und wissen im Grunde genommen nicht, wie soll man denn jetzt mitein-
anderumgehen«,sagtLöfler,derstellvertretenderLandesobmannderSudetendeutschenLands-
mannschaft in Baden-Württemberg ist.
Für ihn ist Oberplan die alte Heimat, wenn sie die alte auch nicht mehr ist. Gewiss, das
Rathaus, die Kirche, der Pranger am Anger - wie ehedem. Aber wie würde ein Stifter jene Seite
des großen Platzes sprachlich veredeln wollen, auf der das Plätschern des Brunnens sich dem
Klackern der Kugeln im Bowling-Restaurant akustisch anvermählt, dieweil ermattet der Blick
vom blassen Gelb des klotzigen Supermarkts abgleitet ins alarmierende Orange der neuen Polik-
linik?Oderdieses:SchreitetmanhügelangegenMorgen,sogelangtmanaufderHöhezurfrüher-
en Stifter-Fichte, die vor Jahren ein Sturm zerbrochen hat. Stille herrscht, und schließt man die
Augen, vernimmt das Mittagsläuten, das Gezirp der Feldinsekten, das Rauschen notabene, man
könnteglauben,zurückversetztzusein…undwennmansiedannwiederöffnet,erblicktmanun-
weit eine Gokart-Bahn, Asphalt in der Natur, mit weiß und rot getünchten Autoreifen ausgelegt.
Je nun, soll Horní Planá stehen bleiben? Das Städtchen, zweitausenddreihundertsechzig Ein-
wohner,hundertQuadratkilometerFläche,istjedesJahrzweiSommermonatelangdasZielZehn-
tausender Wald- und Wasserurlauber, gut beschäftigt, im Winter aber stehen viele Betten leer,
dieArbeitslosigkeitliegtbeiachtzehnProzent.Kläranlage,Gas-undWasserleitung,Fernheizung,
Sonnenkollektoren, das sind so Fragen, mit denen der parteilose Bürgermeister Jiří Hůlka sich
seitmehralszehnJahrenbefasst.SeinPlan,miteinemAnschlussansbenachbarteösterreichische
Ski-Areal Hochicht auch am Wintersportgeschäft zu partizipieren, stieß auf den Widerstand von
Naturschützern. In seinem Amtszimmer hat Jiří Hůlka übrigens ein altes Landschaftsgemälde
hängen, es zeigt das Moldauherz.
Natürlich weiß Hulka auch, welch »riesige Bedeutung« für Horní Planá Stifter hat, wie heil-
sam der Poet im Euro-Dreieck Böhmerwald und weit darüber hinaus »als integrierende Persön-
lichkeit«wirkt.Wieschönauch,dassStifteralsAchtzehnjährigereinhübschesPanoramabildvon
Oberplan gefertigt hat, das, logo, jetzt städtische Broschüren ziert. Stifter bringt die Welt her, im
Stifterhaus ist die Besucherzahl im Wachsen.
Man hatte sich für das Jubiläum 2005 gerüstet. Im Geburtshaus, das der Regie des Region-
almuseums im nahen Český Krumlov (Krumau) untersteht, wurde die Dauerausstellung aufge-
frischt und in detektivischer Recherche eine Sammlung von Stifter-Übersetzungen zusammen-
getragen, zweihundertsechzig Titel. Zudem wurde der Dichter als Maler vorgestellt, heutige
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