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die Bergwerksgruppe
OKD
in Mährisch-Ostrau, die auch Erzgruben, Eisenbahnen und über
vierzigtausend Wohnungen zu ihrem Besitz zählt. Bakalas Vater hatte einst dort gearbeitet.
Der Sohn formte durch umfassende Restrukturierung daraus ein Konglomerat, das Kapital-
beteiligungen an rund fünfzig Gesellschaften hält; Rohstoffe, Transport und Logistik, Einzelhan-
delundImmobiliensindnunseinMetier,auchHausbesitzinBerlinundBaden-Württembergge-
hört dazu. »Wir sind jetzt eine Private-Equity-Gesellschaft mit Anlagen von Kanada bis China,
weil Mitteleuropa in gewisser Weise irgendwann zu klein geworden ist«, sagt der Tycoon. Die
Firmaloriert.AusdemTagesgeschäfthatersichinzwischenzurückgezogen,vonseinerHolding
BXR
PartnersausgibterdieLinienvorundverbringtansonstenjetztschon»mehrZeitdamit,das
Geld wegzugeben, als es zu verdienen«. Der Magnat ist nämlich Philanthrop, ganz nach amerik-
anischer Art. Er fördert Kultur und hilft in sozialen Notfällen, er inanziert auch Studenten eine
Ausbildung in den
USA
.
Als »eine Kombination von Investition und philanthropischer Betätigung« betrachtet er seine
verlegerischenAktivitäten.PresseerzeugnissesindinderKrise,inTschechienwieüberall.Dielib-
erale Zeitschrift
Respekt
, Tschechiens bestes Blatt mit Anklängen an
Spiegel
und
Zeit
, war lange
leidend. Bakala übernahm 2007 die Mehrheit, Mitgesellschafter ist der frühere Hauptanteilsei-
gner und liberal-konservative Politiker Karel Schwarzenberg, langjähriger Außenminister und
Vorsitzender der Partei
TOP
09. 2008 erwarb der Tycoon dazu von der deutschen Handelsblatt-
Gruppe den Löwenanteil des Verlags Economia, der die angesehene Wirtschaftszeitung
Hos-
podářské noviny
und etwa zwanzig Fachzeitschriften herausgibt. Aus dem politischen Raum
wurdeBakalazumKaufermuntert.EsgabGerüchte,einMitbieterhabeimHintergrundFinanci-
ers, die russische Interessen bedienten.
Ausländischer Einluss aber ist in der tschechischen Presse schon stark genug. Drei von sechs
landesweitenTageszeitungensindindeutscherHand.1994erwarbderVerlagder
RheinischenPost
in Düsseldorf das konservative Traditionsblatt
Lidovénoviny
(Volkszeitung, rund fünfzigtausend
Aulage)sowiedieboulevardeskangehauchte
MladáFrontaDnes
(JungeFrontheute),vormalsdie
Zeitung des Kommunistischen Jugendverbands und heute mit zweihundertfünfzigtausend Au-
lage der Marktführer im seriösen Segment. Die Gruppe Vltava-Labe-Press, die dreiundsiebzig
einheitlich mit Mantelteil versorgte Lokalzeitungen und etliche regionale Wochenblätter heraus-
gibt, gehört seit 1990 zur Verlagsgruppe der
Passauer Neuen Presse
, die auch in Polen Lokal-
blätter hält. Das Boulevardblatt
Blesk
(Blitz, Aulage vierhunderttausend), eignet der Schweizer
Ringier-Konzern.IntschechischemAktionärsbesitzhingegenistdielinksgerichteteZeitung
Právo
,
hervorgegangen aus dem kommunistischen Parteiorgan
Rudé Právo
(Rotes Recht, Aulage hun-
dertdreißigtausend) und geleitet vom Chefredakteur und Mehrheitseigner Zdeněk Poybný, der
schon bei
Rudé Právo
US
-Korrespondent war.
Und jetzt hat eben auch
Hospodářské noviny
(Wirtschaftszeitung, fünfundvierzigtausend Au-
lage) wieder einen Landsmann als Verleger, einen internationalen quasi, der überwiegend in
der Schweiz lebt. Zdeněk Bakala will aus dem Blatt eine tschechische
Financial Times
machen,
was in der Redaktion auf Zustimmung stößt. Eine Einlussnahme auf die Gestaltung der Inhalte
indes hat Adam Černý, leitender Redakteur bei
Hospodářskénoviny
und gleichzeitig Vorsitzender
des Tschechischen Journalistenverbands, »bisher nicht beobachtet«. Wenn über Bakalas Firmen