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Ächzen, Stampfen, Rattern, Zischen
EintschechischerMythos:DietraditionsreicheFirmaŠkodaAutoerrangseitdemEndedesKommunismus
beispiellose Erfolge
DerLetzteinderReihesteigtdannnurnochein,greiftsichdiePapiereaufdemBeifahrersitz,dre-
htdenZündschlüsselumundfährtlos.ZumerstenMal.FährtdasneueAutoheruntervomLauf-
bandundhinüberaufdieGrube,wowiedereinePrüfungwartet.DanachdieRundedraußenauf
der Teststrecke, die Wasserprobe, und dann, sagt Pavel Radda, »dann kommt die Endkontrolle,
und dann können wir's abhaken, dass wir wieder ein Auto fertiggestellt haben«.
Sechshundertfünfzig Mal am Tag geht das hier so, sechshundertfünfzig Mal ein neuer Škoda
Octavia, und es werden bald noch mehr sein, viel mehr. Rekorde werden aufgestellt und über-
boten, Tschechien boomt, und Škoda Auto ebenso - wer hätte das gedacht vor dreißig Jahren, als
der junge Ingenieur Pavel Radda hier aning. Und wer im Jahre 1905, als der alte Laurin und der
alte Klement hier am Stadtrand von Mladá Boleslav (Jung-Bunzlau) erstmals einen Wagen mit
wassergekühltem Zweizylindermotor in V-Koniguration vorführten, der sich aus eigenem An-
trieb fortbewegte.
Pavel Radda neigt nicht zu großen Worten. Wenn man dem athletischen Zweimetermann in
dieser Riesenhalle im Gedröhn seiner Apparaturen mit Superlativen kommt oder ihn nach patri-
otischen Empindungen fragt, dann antwortet er ganz nüchtern, als Techniker, der sich ans Greif-
bare hält. »Das Auto«, sagt er, »ist eine europäische Angelegenheit.« Bleche und Farben, die hier
in der Montagehalle M 13 in Mladá Boleslav verarbeitet werden, kommen aus dem Ausland, an-
deres aus der direkten Umgebung, zusammengebaut wird es in Tschechien, und Škoda Auto ist
eine tschechische Firma, die seit 1991 zur deutschen VW -Gruppe gehört.
Und ist doch mehr: ein Hort der heimischen Ingenieurs- und Handwerkskunst nämlich, eine
Firma mit einer großen Tradition und ein tschechischer Mythos. »Wenn Sie unsere Fabrik anse-
hen«, sagt also der schnauzbärtige Ingenieur Pavel Radda, der bei Škoda Auto die riesige Ab-
teilung Wagenfertigung leitet, »ohne Tradition und ohne Patriotismus wäre das auch möglich.
Aber wenn die Leute eine gewisse Beziehung zur Firma haben und auch eine Tradition dahinter-
steht, dann sind die notwendigen Änderungen leichter durchzuführen.«
Vieles hat sich verändert. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus hat Škoda Auto
JahrumJahrdieQualitätderProduktion,denAusstoßunddenVerkaufserfolggesteigert.Immer
wieder konnte das Unternehmen verkünden, es habe gerade das bisher beste Jahr seiner
Geschichte erlebt. 2005 zum Beispiel verkaufte es vierhundertzweiundneunzigtausend
Fahrzeuge,derVerkaufserlösbetrug6,5MilliardenEuro.FünfJahrespäter,2010,wardieProduk-
tion bereits auf siebenhundertzweiundsechzigtausend Fahrzeuge gestiegen, der Umsatz auf 8,7
MilliardenEuro.UndbiszumJahr2018,sohatesderFirmenchefWinfriedVahlandangekündigt,
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