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ausstellen und sie besser schützen - zum ersten Mal in vierhundert Jahren stehen die Kreuzweg-
stationen leer, wie Lidové noviny beklagte.
Das Ergebnis solchen Vandalismus ist, dass man in Tschechien außerhalb der gut besuchten
Touristenorte kaum einmal auf eine Kirche trifft, die nicht verschlossen wäre. Und meistens ist
den Bauten anzusehen, dass sie jahrzehntelang vernachlässigt wurden. Nur rund ein Drittel der
TschechenistkatholischerKonfession,diemeistenhabenkeineReligion.DieKirchenwerdennur
zum Gottesdienst aufgesperrt, ihre Betreuung wäre ansonsten nicht gesichert.
NichtnurGotteshäuser,auchungezählteweltlicheKulturdenkmälersindvomVerfallbedroht,
Paläste ebenso wie dörliche Bauernhäuser oder historische Industrieanlagen. Der Grund dafür
ist »nicht nur der Mangel an Geld, sondern das niedrige Niveau des öffentlichen Bewusstseins
vomWertdieserDinge«,wieVěraKučová,diestellvertretendeLeiterindesNationalenDenkmals-
chutzamts,sagt.DiemeistenTschechenwissennicht,welcheinenkulturellenReichtumdievielen
mittelalterlichenSchlösser,dieprächtigenMarktplätzesovielerKleinstädteoderauchDörferwie
der barocke Ort Holašovice im Süden Tschechiens darstellen, der zu den zwölf Weltkulturerbe-
stätten der UNESCO im Land gehört.
Auch Eger, im Stadtkern ein historisches Ensemble von höchster Erlesenheit, ist eines dieser
Juwele. Im Jahr 2011 wurde mit Vorträgen, Ausstellungen, Theaterabenden und Konzerten das
neunhundertfünfzigste Jubiläum der urkundlichen Ersterwähnung begangen. Archivdirektor
KarelHallaunddieKriminalpolizeiackerndesungeachtetweiterdieKatalogeeuropäischerVer-
steigerungen durch und haben dabei besonders ein Wiener Auktionshaus im Blick, wo vor zwei
Jahren schon einmal Egerer Urkunden aus dem verschwundenen Bestand feilgeboten wurden.
Die Wiener Staatsanwaltschaft aber glaubte damals der Versicherung des Auktionators, die Ware
seischonvor1989rechtmäßigindenBesitzderVerkäufergelangt,undlehntedieBeschlagnahme
ab - für Karel Halla ein gänzlich unglaubwürdiges Argument. Halla sorgt sich, beim Tod eines
Sammlers könnten die historischen Briefe von den unwissenden Erben vernichtet werden, und
er wünscht sich deshalb für sein Anliegen größtmögliche Publizität. Damit nach der Gemeinheit
nicht auch noch die Ignoranz dazu führt, dass Tschechien gewisse Kostbarkeiten für alle Zeiten
verliert.
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