Environmental Engineering Reference
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9.5 Hydraulik in großen Flugzeugen
Besonderheiten. Bei großen Verkehrsflugzeugen und modernen Kampfflugzeu-
gen werden sehr spezielle Hydrauliksysteme eingesetzt [9.49 - 9.53]:
- Konstantdrucknetze (zivil ab 3000 psi = 207 bar, mil. z. B. 5000 psi = 345 bar)
- Extremer Leichtbau , hohe Leistungsdichte (hohe Pumpendrehzahlen)
- Sehr großer Temperaturbereich , typisch -55 bis + 110 ° C (Sonderfluide)
- Trotz Mehrgewicht: Einsatz von Hochdruckfiltern (Zuverlässigkeit)
- Sehr geringes Ölumlaufvolumen , vorgespannte Öltanks (Gewicht)
- Ersatzsysteme bei Ausfällen: Redundanz
- Sehr strenge Qualitäts- und Lebensdauerforderungen
- Sehr hohe spezifische Komponentenpreise (je kg oder kW)
Hydrauliksystem des Kampfflugzeugs „Tornado“ . Das in Bild 9.22 in Anleh-
nung an [9.50] vereinfachte Hydrauliksystem des Kampfflugzeuges „Tornado“
gibt einen Einblick in dieses Anwendungsgebiet. [9.49] enthält weitere Daten. Die
Hydraulik besteht im Wesentlichen aus zwei voneinander unabhängigen Teilsyste-
men mit Konstantdruckregelung (270 bar) über Verstellpumpen (max. 174 l/min,
max. Antriebsleistung ca. 100 kW). Die linke Pumpe wird vom ersten Flugtrieb-
werk und die rechte vom zweiten angetrieben. Beide Kreise sind voneinander un-
abhängig, können jedoch bei Ausfall eines Triebwerks durch eine mechanisch ge-
schaltete Welle verbunden werden, so dass die Hydraulik voll arbeitsfähig bleibt.
Bei Ausfall beider Triebwerke läuft die elektrisch angetriebene Notpumpe des lin-
ken Systems über Bordbatterie an. Im Gesamtsystem sind nur 16,2 l Druckflüssig-
keit (MIL-H-5606), die saugseitig vorgespannt werden (Bild 6.15). Die Druckfilter
haben eine Feinheit von 15 ȝm absolut, die Rücklauffilter 5 ȝm absolut. Die
Kühler im Rücklauf heizen den Kraftstoff. Grundregel für das Schaltplankonzept
ist nach [9.50], dass die für die Flugsicherheit wichtigsten Verbraucher möglichst
von beiden Systemen parallel und gleichzeitig versorgt werden. Das wurde weit-
gehend realisiert. Wo nicht, sind weitere Notversorgungssysteme vorhanden, ins-
besondere Speicher, die sich bei Pumpen-Druckabfall automatisch über Rück-
schlagventile abkoppeln. Für Kabinendachanlage und Radbremsen ist zusätzlich
eine Handpumpe im Cockpit. Das wichtige einmalige Ausfahren des Fahrwerks
erfolgt bei Ausfall der rechten Pumpe und des rechten Hauptspeichers durch eine
Stickstoffflasche. Reduziert sich das Umlaufvolumen des Fluids durch ein Leck zu
sehr (Beschuss), betätigt der Kolben des betreffenden Reservoirs einen Schalter,
der den größten Teil der Verbraucher von der betroffenen Systemseite abkoppelt,
um vor allem die lebenswichtige „primäre Flugsteuerung“ zu versorgen. Fallen
hier die Hydraulik und/oder die elektrohydraulische Steuerung völlig aus, wird
eine mechanische Verbindung geschaltet, der Tornado bleibt flugfähig.
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