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traditionell großen Wert auf die Grab-
pflege und das Andenken an ihre To-
ten, da sich sonst, dem Volksglauben
nach, die Geister der Toten an ihnen
rächen könnten. Erstmals schriftlich er-
wähnt wurden die Kreuze in Chroni-
ken von 1850. Ende des 19. Jh. gab es
150 Kreuze, 1940 etwa 400. Danach
kamen auch Kreuze für die Opfer des
Stalinismus hinzu, als Tausende von Li-
tauern nach Sibirien deportiert wur-
den und dort starben. Die Überleben-
den, die nach Stalins Tod 1953 in ihre
Heimat zurückkehren durften, stellten
dann für die im Gulag Gestorbenen
Kreuze auf; ebenso ehemalige politi-
sche Gefangene und viele Gläubige.
Dass diese Gedenkstätte den sow-
jetischen Machthabern ein Dorn im
Auge war, ist offensichtlich. 1961 und
1975 haben Bulldozer die Kreuze
plattgewalzt. Doch Glaube und Frei-
heitsliebe der Litauer war nicht zu
bezwingen. Am nächsten Tag waren
die Kreuze wieder aufgerichtet, und je
mehr die atheistischen Machthaber
sich bemühten, den Glauben zu un-
terdrücken und die Gedenkstätte zu
vernichten, desto hartnäckiger wehr-
ten sich die gläubigen Litauer. Der Hü-
gel wurde zu einem Symbol für den
neu erstarkenden katholischen Glau-
ben und die eng damit verbundene
nationale Identität der Litauer, ein Kris-
tallisationspunkt für den Widerstand
gegen das Sowjetregime und für die
Unabhängigkeit des Landes. 1990 gab
es dann schon rund 40.000 Kreuze
auf rund 4600 m 2 . Nach der Unabhän-
gigkeit besuchten auch viele Emigran-
ten und deren Angehörige den Ort.
zerstört worden sein soll, ist seit alters
her von Legenden umwoben und ein
besonderer Ort der Volksfrömmigkeit.
Der Hügel war vermutlich eine Ge-
bets- und Opferstätte, und man geht
davon aus, dass die Kreuze als Dank-
oder Bittopfer aufgestellt worden sind.
Historisch richtiger ist wahrscheinlich,
dass die Bewohner der Umgebung
nach der Niederschlagung der Auf-
stände gegen den Zarismus (1831/
1863) damit begannen, hier Kreuze
für ihre bei dem Aufstand ums Leben
gekommenen Angehörigen zu errich-
ten, von denen sie nicht wussten, wo
sie begraben lagen. Die Litauer legen
Das Papstkreuz vor dem Berg der Kreuze
 
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