Travel Reference
In-Depth Information
wird hier nicht inspiriert? Heinz Rüh-
manndrehte hier den Spielfilm „Quax
in Afrika“. Hier kann man durch eine
Sandwüste streifen, wie sie die Sahara
nicht malerischer bietet, und kann
über 60 m hohe Dünen erklimmen,
die höchsten Europas in der längsten
Dünenlandschaft des Kontinents. Im
Sommer flimmert über ihnen das Son-
nenlicht (die Nehrung hat die meisten
Sonnenstunden Litauens), schneebe-
deckt (meist Dezember-Februar) wir-
ken sie wie eine unschuldige Weih-
nachtslandschaft.
Wenig weiter schon findet man
Buchten mit grünen Kiefern, golde-
nem Sand und kristallklarem Wasser.
Und wenn man dann durch die Wäl-
der streift, Pilze sammelt und dabei
womöglich einem Elch begegnet, fühlt
man sich von der Mittelmeerregion
mit einem Schlag nach Schweden
oder Finnland versetzt.
In den verträumten Fischer- und Fe-
riendörfern, alle an der geschützten
Haffseite gelegen, leuchten zwischen
dem Grün der Bäume malerische
Holzhäuschen hervor. Zweiteilige Bal-
kenhäuser, senkrecht mit Brettern ver-
kleidet, meist in blauer, weißer oder
bräunlicher Farbe gestrichen (die Far-
ben symbolisieren das Meer, dessen
Schaumkrone und die Erde) mit weißen
Sprossenfenstern. Sie besitzen zwei En-
den, eins für die Familie selbst, eins für
Gäste, getrennt durch einen zwei Me-
ter breiten Flur. Die früheren Haustüren
hatten zwei Teile, so dass man vom
oberen herauskriechen konnte, falls
über Nacht Flugsand den unteren barri-
kadiert hatte. Die zwei sich kreuzenden
Gesimsbretter am Giebel enden in ge-
schnitzten Pferden, Vögeln oder Blu-
men, die als Symbole des Leidens
Krankheit, Unheil oder Feuer anziehen
und somit von den Bewohnern fernhal-
ten sollten. Die traditionelle Dachbe-
deckung sind rote Dachpfannen oder
Schilf. 96 Häuser, fast alle in Nida, ste-
hen unter Denkmalschutz.
Die mit Lattenzäunen umgebenen
Vorgärten mit farbenprächtigen Blu-
men bieten schöne Fotomotive.
Manchmal hängen hier Fischernetze
zum Trocknen, und es wird geräu-
cherter Fisch nach traditionell kuri-
schem Rezept verkauft. Des öfteren
sieht man Holzstäbe mit Kurenwim-
peln an der Spitze, an denen manch-
mal eine Windfahne befestigt ist. Sie
mussten ursprünglich nach der preußi-
schen Fischereiverordnung von 1844
am Kahnmast befestigt werden. Diese
Tradition ist bis heute ein in Europa
einmaliges kulturelles Phänomen.
Die auf der Nehrung vorgeschriebe-
nen schwarz-weiß gefärbten Blechta-
feln von 60 x 30 cm Größe hatten ein
rotes und weißes Fähnchen, um die
Herkunft des Bootes und den Status
des Eigentümers bestimmen zu kön-
nen. Später schmückten die Fischer ih-
re Wimpel mit selbst geschnitzten und
bemalten Holzbrettern in der vorge-
schriebenen Größe von 115 x 45 cm.
Diese kleinen Kunstwerke sind heute
das Symbol der Nehrung und dienen
teilweise als Straßenschilder. In ver-
kleinerter Form sind sie als Souvenir
erwerbbar. Von der Kultur der Kuren
zeugen heute auch noch die alten Ku-
renkähne und Kurenbretter; nicht
Search WWH ::




Custom Search