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Kurische Nehrung
Ü X
Die Sage von der
schönen Riesin Neringa
Fragt man einen Litauer, was man in
seinem Heimatland unbedingt sehen
sollte, so wird er die Kurische Nehrung
nennen. Wilhelm von Humboldt
schrieb 1809: „Die Kurische Nehrung
ist so merkwürdig, dass man sie gese-
hen haben muss, wenn einem nicht
ein wunderbares Bild in der Seele feh-
len soll.“ Und wer diese eigenartige
Mischung aus Südeuropa, Nordafrika
und Skandinavien selbst erlebt hat, der
wird ihm begeistert zustimmen.
Diese schmale und rund 98 km
(52 km auf litauischer Seite, 46 km auf
dem Kaliningrader Gebiet) lange
Landzunge aus purem Sand ist zwei-
fellos eine der eigenartigsten und fas-
zinierendsten Landschaften Europas.
In beiden Landesteilen ist sie als Na-
tionalpark geschützt, seit dem Jahr
2000 ist sie auch UNESCO-Welterbe.
Ihre westliche Küste wird von der
Ostsee, die östliche vom Kurischen
Haff umspült. Die schmalste Stelle
misst fast 400 m (bei Lesnoj auf der
russischen Seite), die breiteste 3,8 km
am Bulvikis-Horn zwischen Nida und
Preila. Seit Generationen schon hat sie
zahlreiche Maler, Schriftsteller und an-
dere Künstler beeindruckt, unter ihnen
Carl Zuckmayer und Thomas Mann.
Das Wechselspiel des Lichts, der Form
und der Farben der Landschaft; der
Kontrast des Wassers, der Dünen und
Wälder sowie zwischen der Brandung
der Ostsee und dem stillen Haff; der
Sonnenuntergang, der die Dünen erst
orange, dann rot färben lässt: Wer
In alter, alter Zeit, so berichtet die Sage,
lebte am Ostseestrand eine schöne Jung-
frau mit goldblonden Zöpfen - die Riesin
Neringa.Sie liebte die Fischer und half ih-
nen auf jede nur erdenkliche Weise. Und
wenn der Sturm ihre Boote zu versenken
drohte, half sie ihnen, sicher die Ufer der
damaligen vielen kleinen Inseln zu er-
reichen.
Dies erboste den Meeresgott Bangputis
(„Wellenbläser“) und er ließ es das ganze
Jahr hindurch stürmen. Da beschloss sie,
einen langen Wall zu bauen, um das Meer
nahe der Küste vor Sturm und Wellen zu
schützen. In ihrer Schürze schleppte sie
gewaltige Mengen Sand heran und schüt-
tete einen hundert Kilometer langen
Damm auf, der das heutige Haff vom offe-
nen Meer abtrennte. So schuf sie den Fi-
schern ein sicheres Gewässer, damit sie
nicht mehr auf die gefährliche Ostsee hi-
nausfahren mussten. Zwölf Tage lang tob-
te der Meeresgott gegen den Wall an.
Doch als er nichts ausrichten konnte, da
verstummten Sturm und Wellen. Und die
Fischer entlang der Küste gaben dem
schützenden Sandwall aus Dankbarkeit
den Namen der Riesin: Neringa.
Eine andere Legende besagt, dass Bang-
putisdeshalb erzürnte, weil Neringa ohne
seine Erlaubnis den Burgherren von Ventë
heiraten wollte, worauf er zwar dessen
Burg zerstörte, aber die Hochzeit nicht
verhindern konnte.
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