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sen, in dem die Blüte sich öffnet. Denn diese
öffnet sich nur für einen Augenblick, und
wenn man in seiner Aufmerksamkeit nach-
lässt, dann kommen die Hexen und Zaube-
rer einem zuvor. Deshalb darf man sich
durch nichts ablenken lassen - ganz gleich,
was geschieht, ganz gleich, welch unheimli-
che Laute man hört.
Denn all das Unheimliche, das einen im
nächtlichen Wald umgibt, ist eine Verkörpe-
rung der eigenen Sünden, und man muss
sich zunächst selbst bezwingen und läutern,
ehe man sehen kann, wie die magische Blü-
te sich öffnet - zart und leuchtend, rot oder
in den Farben des Regenbogens: die Verei-
nigung von Feuer und Wasser.
Im Morgengrauen zieht man sich nackt
aus und „badet“ im Tau (Rasa), der in dieser
Nacht eine magische und reinigende Kraft
hat und den Körper jung und gesund erhält.
Bei Sonnenaufgang wird eine Strohpuppe
verbrannt, altes Geschirr wird zerschlagen,
und Mädchen schneiden sich die Zöpfe ab.
Ein neues Leben beginnt. Vor der Christiani-
sierung suchten sich die heidnischen Pries-
ter und Priesterinnen Sexualpartner für die-
se Nacht. Die Auserwählung wurde als
große Ehre betrachtet. Heute ist es für viele
junge Leute eine Nacht, in der sie sich näher
kennenlernen können.
Ebenfalls mit der Mittsommernacht ver-
bunden sind vielfältige Bräuche der Weissa-
gung und der Deutung von Omen, um zu
erfahren, was die Zukunft bringen wird. In-
fos unter www.etno.lt
die Reinheit. In Rasa und Joninës sind diese
Gegensatzpaare zusammengefasst, die sich
während dieser magischen Nacht vermählen
und vereinigen sollen. Um die Vereinigung
von Feuer (Leidenschaft, Körper) und Wasser
(Reinigung, Seele) symbolisch darzustellen,
lässt man Blumengirlanden mit einer brennen-
den Kerze auf dem Wasser schwimmen.
Um Mitternacht - dem Augenblick der
Vereinigung - schlägt die magische Stunde,
der Augenblick, in dem die zauberkräftige
Farnblüte sich öffnet. Da die naturverbunde-
nen Balten seit grauer Vorzeit wussten, dass
Pflanzen aus Samen keimen und Samen aus
Blüten reifen, war es für sie klar, dass auch
der Farn irgendwann blühen muss. Weil man
ihn aber nie in Blüte sah, ging man davon
aus, dass er im geheimnisvollsten Moment
des Jahres erblüht: in der Mittsommernacht
um Mitternacht. Und wer die Blüte findet
und bricht, erhält durch sie magische Kräfte.
Er versteht die Sprache der Tiere, er kann
Gedanken lesen, er weiß, wo Schätze ver-
graben liegen, und er kann den Tod vorher-
sehen.
Daher ziehen die Menschen wie seit Ur-
zeiten in der Johannisnacht hinaus in den
Wald, um die Blüte des Farnkrauts zu finden.
Mit dem Zweig einer Bergesche ziehen sie
einen magischen Kreis um sich, der die He-
xen und bösen Geister fernhalten soll, die
ebenfalls auf der Jagd nach der Farnblüte
sind. Dann knien sie vor dem Farnkraut nie-
der und beten. Die Mächte der Finsternis
versuchen, die Betenden zu erschrecken und
abzulenken, damit sie den Moment verpas-
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