Travel Reference
In-Depth Information
Sonnwendfeier
und die magische
„Farnblüte“
sondere Kuchen und trinkt u.a. spezielles
Bier. Die Frauen tragen traditionelle Kostüme
und haben Blumenkränze auf dem Kopf, die
Männer Eichenblattkränze. Zu Hause wer-
den die Fenster und Türen mit Blumengirlan-
den und Eichenblättern geschmückt. Die
Leute fahren meist aufs Land, zu offenen
Plätzen an Seen, Hügeln und Wäldern. Be-
sonders gefeiert wird auf dem Rambynas-
Berg und in Kernavë, in Vilnius zwischen den
Baltasis- und †aliasis-Brücken.
Da sich am Sonnwendtag auch Hexen und
Zauberer versammeln und in der folgenden
Nacht über Felder und Gehöfte fliegen, um
allerlei Unheil zu stiften, werden auf den Ber-
gen die auch bei uns bekannten Sonnwend-
feuer entzündet, die die ganze Nacht hin-
durch brennen, um das Böse fernzuhalten.
Man springt über diese Feuer und dann wie-
der zurück.
Zugleich aber ist die Sommersonnwende
der Tag der Vereinigung der Gegensätze
und der inneren Läuterung. In Litauen wird
die Sonnwendfeier auch das Fest von Rasa
und Joninës genannt. Joninës ist die litaui-
sche Form von Johannes und ein verbreiteter
Vorname. Es steht hier in schillernder Vielfalt
sowohl für das Christentum (als Heiliger Jo-
hannes) und das Männliche als auch für Feu-
er und für Körper und Verlangen. Rasa hin-
gegen ist ein ebenfalls beliebter weiblicher
Vorname aus vorchristlicher Zeit. Er leitet
sich ab vom Verb rastis (erscheinen) und be-
deutet „der Tau“. In diesem Zusammenhang
steht Rasa also für das Heidnische und das
Weibliche, für Wasser und für die Seele und
Seit grauester Vorzeit war in Litauen - wie
überall im Baltikum und anderen slawischen
Ländern - die Sommersonnwende ein
großes Fest und Anlass für verschiedene
heidnische Riten und Bräuche. Erstmals ur-
kundlich erwähnt wurde sie während der
Christianisierung 1387. Ende des 19. Jh. führ-
te man unter dem Namen des christlichen
Johannis-Festes in der Nacht vom 23. auf
den 24. Juni, der kürzesten Nacht des Jahres,
viele der alten Bräuche weiter. Sie haben bis
heute überdauert und erfreuen sich sogar
wieder wachsender Beliebtheit. Man glaub-
te, dass in dieser Nacht Pflanzen und Wasser
besondere Kräfte bekommen, mit denen sie
Krankheiten heilen und die Fruchtbarkeit des
Bodens erhöhen können. Im Bauernkalender
markierte sie das Ende des Frühlingssäens
und der Beginn der Sommerernte. Während
der Sowjetzeit bekam das Fest einen politi-
schen Anstrich. In Vilnius wurde eine „Fackel
der Unabhängigkeit“ entzündet, und mit ihr
dann die Sonnwendfeuer an vielen Orten
des Landes angezündet. Heute wird das Fest
mit Ritualen, Tänzen und Gesängen von der
Dämmerung bis zum Morgengrauen began-
gen. Man darf nicht einschlafen, sonst hat
man angeblich kein Glück bis zur nächsten
Sonnwendfeier. Ein richtiges Volksfest, teil-
weise sogar mit Feuerwerk; man isst u.a. be-
Sonnenmotive von bronzezeitlichen Urnendeckeln
Search WWH ::




Custom Search