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potamiern bekannt. Er diente mitunter als
Kultgegenstand (z.B. als Grabbeilage) so-
wie auch als Gebrauchsgegenstand. Bei
arabischen Völkern wurden Bernsteinamu-
lette zur Geistervertreibung benutzt. Im al-
ten Rom wurde eine schöne Bernstein-
schnitzerei glatt mit einem Sklaven aufge-
wogen.
Die litauische Ostseeküste ist besonders
reich an Bernstein. Im Mittelalter gab es
das „Bernstein-Regal“, ein landesherrli-
ches Eigentumsrecht, das von den Herzö-
gen der Pommerellen auf den Deutschen
Orden überging, welcher es u.a. an den Bi-
schof von Samland übertrug. Im 14.-15. Jh.
gewannen die Ritterorden hier jährlich
Dutzende von Tonnen des „Baltischen
Goldes“ und finanzierten damit u.a. den
Bau ihrer Burgen. Wer ohne Erlaubnis
Bernstein sammelte oder mit ihm handel-
te, konnte am nächsten Baum aufgehängt
werden. Der „Bernsteineid“, den die Kü-
stenbewohner schwören mussten, wurde
erst im 19. Jh. abgeschafft. Nach dem Un-
tergang des Ordens 1525 ging das Bern-
steinmonopol an den Kurfürsten von Preu-
ßen, und bis 1945 besaß Deutschland das
Regalienrecht auf die Gewinnung, Handel
und Verarbeitung.
Zwar ist die Menge des gefundenen
Bernsteins im Laufe der Jahrhunderte we-
niger geworden, doch nach Stürmen spü-
len die Wellen der Ostsee noch immer
Bernsteinstücke an den Strand Palangas
und der Kurischen Nehrung. Und mit et-
was Glück kann man an den richtigen
Strandabschnitten durchaus auch selbst
das „Baltische Gold“ entdecken. Meist ist
es dem sogenannten „Bernsteindreck“
untergemischt, einem Gewirr von Mu-
schelschalen, Pflanzenresten und Holz-
stückchen. Der echte Bernstein lässt sich
von abgeschliffenen Steinen oder Glas-
stücken leicht unterscheiden. Zum
einen ist er wesentlich weicher (wenn man
ihn auf eine Glas- oder Steinplatte fallen
lässt, klingt er nicht so hell wie eine Scher-
be oder ein Metallstück) und er lässt sich
mühelos mit einer Nadel ritzen. Außerdem
ist er so leicht, dass er im Salzwasser
schwimmt. Außerdem lädt er sich durch
Reibung (z.B. mit einem Wolltuch) elek-
trostatisch auf und wird dadurch magne-
tisch. Die simpelste Methode, einen ech-
ten Stein zu erkennen, ist, ihn zu reiben
oder ihn etwas schmelzen zu lassen, da er
dann nach Kiefernwald duftet. Kleine
Stücke werden übrigens durch Erhitzung
zu größerem Pressbernstein verarbeitet.
Gewinnung
Schmuck
Am Anfang reichten die von den Wellen
an den Strand gespülten Bernsteinstücke
aus. Noch im Jahre 1862 wurden bei Pilvi-
ninkai in nur einer Nacht zwei Tonnen
Bernstein gesammelt. Später begann man,
sie mit Netzen und langstiligen Löffeln zu
fischen, noch später kamen Taucher und
in Ostpreußen der Tiefbau mit Stollen hin-
zu. Anfang des 19. Jh. förderte man auf
der Semba-Halbinsel Bernstein in einem
Tagebau. Hier gewann man 400-500 Ton-
nen Bernstein pro Jahr. Seit 1872 wird in
Jantarny im größten, einzigen Tagebau der
Welt 94 % des Weltproduktion gefördert.
Harte Konkurrenz für das Naturprodukt
brachte die von Rosenberg entwickelte
Bernsteinimitation aus Epoxidharzen, die
den Markt überschwemmte und mehrere
Firmen in den Bankrott trieb.
Da Bernstein weich ist und sich leicht be-
arbeiten lässt, ist er seit Jahrtausenden ein
begehrter Schmuckstein. Durch besonde-
re Bearbeitung können verschiedene Farb-
töne erzielt werden. Zur Schmuckherstel-
lung eignen sich nur 10 % der geförderten
Bernsteine, was man auch an den erstaun-
lichen Preisdifferenzen erkennen kann (je
nach Qualität von 2-300 /kg). Große
Stücke, Inklusen (s.u.) und Kombinationen
mit Edelmetallen sind teuer. Einfache
Stücke werden u.a. zur Medikamenten-
und Lackherstellung verwendet. Aus allen
Kulturepochen ist Bernsteinschmuck be-
kannt, und in den letzten Jahrhunderten
wurden auch kunsthandwerkliche Arbei-
ten daraus hergestellt: Teller mit Intarsien,
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