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Mikalojus Konstantinas
‰iurlionis
weiter als freischaffender
Komponist.
Ne-
benbei befasste er sich zunehmend mit der
Malerei
und absolvierte 1904-06 ein Studi-
um an der Kunstakademie. Zwischen 1904
und 1909 entstand der größte Teil seiner
mehr als 300 Bilder, die sich durch eine
sensible Farbgebung auszeichnen. Seine
Bemühungen, „Musik zu malen“ und „Bil-
der zu komponieren“ war kunsthistorisch
und philosophisch durch die Situation des
ausgehenden 19. Jh. vorgezeichnet.
‰iurlionis wandte die Gesetze der Musik
auf die Malerei an und versuchte, seine Bil-
der durch die Dimension der Zeit zu erwei-
tern, indem er mehrere Ebenen und einan-
der durchdringende Räume verband und
in Bilderzyklen einen größeren Zusammen-
hang schuf. Einige Kunstkritiker nennen ihn
auch den Pionier der Abstrakten Kunst,
und er soll auch Kandinsky beeinflusst ha-
ben, der 1910 zum Abstraktionismus um-
schwenkte.
‰iurlionis folgte seiner Imagination in die
Welt des Unsichtbaren, um mit Mitteln des
Symbolismus die harmonische Einheit von
Natur, Mensch und Kosmos darzustellen.
Er wurde zu einem der wichtigsten Vertre-
ter des Symbolismus und des Jugendstils in
der Malerei, wenngleich manche Kritiker
seinen Bildern durchsichtigen Mystizismus
und volkstümelnde Symbolik vorwerfen.
Doch gerade hierdurch ist er in Litauen fast
schon zu einem
Nationalheiligen
gewor-
den - durch seine volksnahe Bildsprache
und sein tiefes Naturempfinden, das ge-
meinsames Wesensfundament aller Balten
ist. Doch wird er ganz sicher nicht zuletzt
auch deshalb so sehr verehrt, weil er sich
auch im sozialen Bereich und in der noch
jungen litauischen Unabhängigkeitsbe-
wegung engagiert hat.
Nach einer Reise durch Deutschland lebt
der Komponist und Maler 1906/1907 zeit-
weise in Vilnius und beteiligt sich an antiza-
ristischen Aktionen. 1907 organisiert er die
erste litauische Kunstausstellung in Vilnius,
Niemand kann Litauen bereisen, ohne im-
mer wieder auf den Namen ‰iurlionis zu
stoßen. Ein Name, der fast schon zum In-
begriff für litauische Kultur geworden ist,
da er sowohl die Musik als auch die Male-
rei des Landes prägte.
Geboren wurde Mikalojus Konstantinas
‰iurlionis am 10. September 1875 in dem
Städtchen Varëna, wuchs aber in Druški-
ninkai auf. Sein Vater war Organist, und
auch seine feinfühlige Mutter förderte vor
allem die musische Begabung des Jungen.
Geprägt wurde er bereits in seiner Kindheit
durch die waldreiche und sagenumwobe-
ne Landschaft voller Geheimnisse, die die
Fantasie des Kindes ebenso anregte, wie
die litauischen Märchen und die seltsame
Mischung altlitauischer und christlicher
Mythologie, unter derem Einfluss er auf-
wuchs. Grundlage seines späteren Schaf-
fens waren daher auch ein tiefes Natur-
empfinden, Mystizismus und das Bestre-
ben, die kosmische Harmonie in der Erha-
benheit und Größe der Natur darzustellen.
1889 gelangte er als Vierzehnjähriger an
die Musikschule des Fürsten Oginski in
Plungë, die er bis 1893 besuchte. Mit fi-
nanzieller Unterstützung des Fürsten konn-
te er anschließend 1894-99 am Warschau-
er Konservatorium studieren, wo er nicht
nur seine Arbeit als Komponist fortsetzte,
sondern sich auch intensiv mit Naturwis-
senschaften, Literatur, Psychologie und
Philosophie befasste. 1901 ging er an das
Leipziger Konservatorium, um seine Studi-
en in Musiktheorie, deutscher Philosophie
und experimenteller Psychologie zu vertie-
fen.
Eine Dozentenstelle an der Musikhoch-
schule in Warschau, wohin er 1902 zurück-
gekehrt war, lehnte er ab und arbeitete