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mehr aufblühte, und 1540 wurde der
erste Bebauungsplan mit einem recht-
winkligen Straßennetz entworfen.
1566 wurde Kaunas außerdem zu ei-
nem Verwaltungszentrum, 1578 bau-
te man eine Papierfabrik, 1648 ent-
stand das erste Jesuiten-Kolleg.
1655-61 war die Stadt von rus-
sischen Truppen besetzt und wurde
teilweise niedergebrannt. 1657 suchte
eine Epedemie die Stadt heim. 1670
ereignete sich ein Großbrand, 1701
wurde die Stadt von den Schweden
besetzt, 1721 von der Pest heimge-
sucht, und 1721 bzw. 1732 brachen
dann weitere zwei von insgesamt 13
Großbränden in der Geschichte der
Stadt aus. 1795 kam sie unter rus-
sische Herrschaft. Damit war Kaunas
der westlichste Vorposten des Rus-
sischen Reiches. Gleich südlich des
Nemunas, jenseits der Vytautas-
Brücke begann Preußen. Diese wurde
damals als „längste Brücke der Welt“
bezeichnet, da man am anderen Ende
erst 13 Tage später ankam (was aller-
dings nur daran lag, dass in Preußen
der julianische und in Russland der
gregorianische Kalender galt). Napo-
leon startete 1812 von einem Hügel
bei Kaunas seinen verhängnisvollen
Angriff auf das russische Imperium.
Seine Armee marschierte auf ihrem
Russlandfeldzug gleich zweimal plün-
dernd durch die Stadt - einmal auf
dem Weg nach Moskau und wenig
später geschlagen auf dem Rückzug.
Als Hauptstadt des gleichnamigen
Gouvernements ab 1843 ging es dann
wieder aufwärts mit Kowenj, wie die
Stadt damals auf russisch hieß. Sie er-
hielt ihre Rolle als Handelszentrum zu-
rück, und während sie um 1720 nur
1500 Einwohner hatte, waren es 1870
schon 86.000, u.a. auch wegen des Ei-
senbahnanschlusses nach Preußen
(1861) und Vilnius (1863).
Als strategisch wichtiger Ort an der
Westgrenze des Reiches wurde die
Stadt auf Befehl des Zaren 1879-87
zur Grenzfestung ausgebaut: neun
Forts und neun Artilleriestellungen
wurden errichtet, die aber zu Beginn
des Ersten Weltkriegs die Eroberung
durch die Deutschen nicht verhindern
konnten. Trotz einer Besatzung von
90.000 Mann war die Stadt in zwei,
das Neunte Fort in elf Tagen genom-
men. Anfang 1919, nachdem Vilnius
von der Roten Armee besetzt wurde,
siedelte die Regierung der erst am 16.
Februar 1918 ausgerufenen Republik
nach Kaunas über. Nachdem Polen
am 9. Oktober 1920 Vilnius besetzte,
wurde Kaunas bis zum 10. Oktober
1939 die provisorische Hauptstadt
und Parlamentssitz Litauens. Diese
Aufwertung förderte auch das kultu-
relle Wachstum. 1920 gründete man
ein Opern- und Schauspielhaus, 1922
wurde die Vytautas Universität, die er-
ste litauischsprachige Universität ge-
gründet; Museen wurden eingerichtet,
der Zoo und der Botanische Garten
entstanden. Bis 1941 hatte die Stadt
bereits 150.000 Einwohner, und es
wurden in dieser Zeit zahlreiche gro-
ße Verwaltungsgebäude und Villen
wohlhabender Bürger gebaut, viele im
Bauhaus- oder Art-Déco-Stil (wie z.B.
das heute noch erhaltene Gebäude
der Litauischen Bank in der Maironio
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