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augen“). Das Tal ist landschaftlich be-
sonders schön, reich an Pilzen und
Beeren und überdies sind seine Wäl-
der und Seen von alten Sagen um-
woben.
In alten Zeiten soll hier die pracht-
volle und reiche „Paradiesstadt“, das
litauische „Sodom“ gestanden haben,
deren Bewohner ein ausschweifendes
und zügelloses Leben führten und da-
rüber die Götter vergaßen. Perk©nas,
der oberste Gott des altlitauischen
Pantheons, war über dieses Treiben
erzürnt, schleuderte seinen Donner-
keil und ließ die Stadt mitsamt ihren
Bewohnern unter Blitz und Feuer in
der Erde versinken. Der Ausgang nach
oben ist den in die Finsternis Verbann-
ten durch einen „Teufelsstein“ ver-
sperrt, ein riesiger Findling, der nahe
dem ethnografisch wichtigen Dorf
Švendubrë zu sehen ist. Die Tränen
der Unglücklichen sollen die salzhalti-
gen Quellen von Druskininkai speisen.
Und an Sonntagen soll man noch heu-
te über den Wiesen des Tales die
Glocken des untergegangenen Sün-
denbabels läuten hören. M. K. ‰iurlio-
nio ließ sich von diesem Tal zu seinem
Triptychon Raigardasanregen.
Das malerische Tal ist dadurch ent-
standen, dass der Nemunas vor 5000
Jahren hier seinen Lauf begradigte
und eine seiner weiten Schleifen da-
durch trockenlegte, so dass man heu-
te im einstigen Flussbett spazierenge-
hen kann. Es ist das landesweit größte
„eingefallene“ Gebiet mit Ausmaßen
von 14 km von West nach Ost und
4 km von Nord nach Süd. In dem heu-
tigen Naturschutzgebiet liegen die
zwei kleinen Seen Dvarnas bei Perval-
ka und Nemunykstis bei Švendubrë.
Man findet hier sehr verschiedene
Landschaftsformen: grüne Wiesen,
weiße Sanddünen, malerische Wälder
und einen großen Erdrutsch an der
einstigen Uferböschung.
Gr©tas Ü V/C3
7 km östlich von Druskininkai liegt
der sehr populäre Skulpturenpark, in
dem 64 Statuen und Denkmäler, die in
der Sowjet-Ära stolz Rathaus- und
Bahnhofsvorplätze in verschiedenen
Städten des Landes zierten, in einem
20 ha großen Waldstück aufgestellt
wurden. Sie sind die Erbstücke aufge-
zwungener sowjetischer Monumenta-
listik, die hiermit ihre Götzen würdig-
te. Diese wurden nach der Unabhän-
gigkeit gestürzt und lagerten seither in
Hinterhöfen, bis sie der mit Champi-
gnonexporten reich gewordene Mil-
lionär V. Malinauskas aufkaufte und
den Park neben seinem prachtvollen
Bungalow anlegen ließ. Er, der seinen
Vater und andere Familienmitglieder
in der sibirischen Gefangenschaft ver-
lor, wollte damit seinen Landsleuten
bei der Vergangenheitsbewältigung
helfen; außerdem sollen sie der jünge-
ren Generation (und Touristen) die
historische Wahrheit der Okkupation
und Greueltaten (vgl. Kapitel „Ge-
schichte“) bewusst machen. Für sein
Projekt bekam er Zustimmung bei
rund 60 % der Bevölkerung und in der
Weltpresse, erntete aber auch harsche
Kritik (wie z.B. „geschmackloser Ort
der Heldenverehrung“, „Stalin-Park“,
„Lenins Welt“, „historischer Geister-
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