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verwandelt. „So habe ich meine
Landsleute noch nie schuften sehen,“
sagte damals ein alter Litauer.
Am Nordende des Platzes steht die
zweitürmige St.-Philip- und Jakobkir-
che aus dem Jahre 1690, mit 24 m die
höchste einschiffige Kirche Litauens.
Das Innere der spätbarocken Kirche
wurde erst 1744 fertiggestellt (schöne
Holzkanzel und acht Altäre). Daneben
liegt ein Dominikanerkloster von 1642,
das in der Sowjetzeit als Lagerhaus
diente (heute ist es ein Krankenhaus).
Auf der westlichen Seite sieht man das
Außen- und Finanzministerium (J. Tu-
mo Vai‡ganto 2 bzw. 8/2) sowie ein
an die Sowjets erinnerndes, giganti-
sches Wohnhaus mit Spitze (Ecke
Goštauto). Auf der Südseite an der
Gedimino 40 sind in die Wand 199
Namen von 1945-46 vom KGB hier
ermordeten Opfer eingraviert. Das
1899 errichtete Gebäude war ur-
sprünglich ein Gerichtshof. 1941-44
diente es als Gestapo-Kommandozen-
trale, dann bis 1991 als KGB-Zentrale.
Heute ist es teils das Staatsarchiv wie
auch das KGB-Museum oder Muse-
um der Genozidopfer; der Eingang
liegt an der Seitenstraße Auk® 2a, im
hinteren Gebäudeteil links vom Mahn-
mal, eine Pyramide aus Feldsteinen. In
den Kellerräumen kann man heute die
9 qm großen 22 Zellen sehen, in de-
nen bis zu 20 Andersdenkende einge-
sperrt und verhört wurden, ehe man
sie nach Sibirien deportierte oder zum
Tode verurteilte, falls sie nicht vorher
verhungerten oder die Folter z.B. in
der Wasser- oder Isolationszelle nicht
überlebten. Tausende wurden hier
verhört. In den Zellen sieht man auch
Blutspuren und in die Wand eingeritz-
te Wörter. Bis 1963 wurden hier auch
Todesurteile vollstreckt (diese Kam-
mer darf wegen dem gläsernen Boden
nur mit Pantoffeln betreten werden).
Die Gebeine der im Tuskulënai-Park
(s.o.) verscharrten Waldbrüder liegen
in den Zellen 16 und 18. Die Führer
zeigen diese Räume mit spürbarer
Verbitterung, denn sie sind teilweise
ehemalige Insassen dieser Zellen.
Respektieren Sie ihre Gefühle! Man
kann sich das Museum auch ohne
Führung anschauen, da alle Tafeln in
Englisch beschriftet sind bzw. auch
Kassettenrecorder ausgeliehen wer-
den können (z.Zt. nur auf Englisch).
Wohl nirgends sonst werden die
Schrecken der sowjetischen Vergan-
genheit so hautnah und stark erlebbar
wie hier (Tel. 2496264, Di-Sa 10-17,
So 10-15 Uhr, www.genocid.lt.) Ne-
ben dem Museum steht die Musik-
akademie, an der der spätere Präsi-
dent Landsbergisunterrichtete.
Nach dem Lukiški®-Platz gelangt
man zur Martynas-Ma‡vydas-Natio-
nalbibliothek und dem Parlament auf
dem Unabhängigkeitsplatz (Nepri-
klausomibës aikštë ) . Hier warteten im
Januar 1991 Tausende hinter den da-
mals errichteten Barrikaden auf die
Sowjetpanzer; Kreuze wurden dort
aufgestellt, litauische Soldaten nagel-
ten ihre sowjetischen Armeeausweise
an die Bäume. Es gab jedoch keine
Zwischenfälle. Bis Ende 1992, als der
letzte Rote-Armee-Soldat Vilnius ver-
ließ, war es noch verbarrikadiert. Auf
der Westseite sieht man noch Reste
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