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schen Backsteingotik, markiert die St.-
Anna-Kirche. Ein Schmaus für die Au-
gen, eine Freude für denjenigen, der
Ausgewogenheit und Harmonie be-
wundert. Aufgrund ihrer verspielten
Vielfalt der Linien, der Symmetrien
und geometrischer Muster wirkt die
daneben liegende Bernhardiner-Kir-
che geradezu schlicht und streng.
„Wenn ich nur könnte, würde ich sie
auf meinen Händen nach Paris tra-
gen!“, soll Napoleon beim Anblick der
St.-Anna-Kirche ausgerufen haben. In
ihrer heutigen Form ist sie 1581 nach
dem nach Bränden (1560 und 1564)
ihres Vorgängerbaus (gebaut 1495-
1500 vom Danziger Baumeister Mich-
ael Enkinger, der u.a. auch Bauwerke
in Königsberg schuf) entstanden. Bei
einem Feuer 1812 wurde das Innere
zerstört, weshalb das Kirchenschiff
heute recht schlicht ist. Hier herrscht
Barock vor, darunter drei Altäre von
1747 unter Aufsicht des berühmten
Baumeisters Johann Glaubitz. Ein
Netzgewölbe ziert das Presbyterium.
Besichtigungen: Mo-Sa 10-15 und
17.30-19 Uhr, So 8-13 und 17-19 Uhr,
Tel. 2611236. Die kunstvolle West-
fassade ist von einzigartiger Schön-
heit. Auffallend sind die beiden Sei-
tentürme mit ihren Spitzen, die Erker
mit Ziertürmchen, der große Rundbo-
gen und die vielen kleinen Bögen so-
wie die schmalen hohen Fenster.
In dieser relativ kleinen Kirche sind
alle Errungenschaften der gotischen
Backstein-Baukunst zusammenge-
fasst. 33 verschiedene Formen von
Backsteinen mussten hergestellt wer-
den, um dieses Kunstwerk zu ver-
wirklichen. Viele Kunsthistoriker spre-
chen deshalb von einer „flammenden
Gotik“, und man könnte manchmal
wirklich den Eindruck haben, die Kir-
che stehe in Flammen.
Unbekannt geblieben ist die Iden-
tität des bzw. der Baumeister, um die
sich daher eine Legende rankt, welche
zugleich den Unterschied zwischen
dem glatten, massigen Unterbau und
dem plastisch-verspielten Aufbau er-
klären soll. Sie behauptet, dass ein
Maurermeister namens Vaitiekus den
Bau der Kirche begonnen habe. Und
wie bei fast jedem berühmten Bau-
werk hatte dieser Meister einen Gesel-
len, hier hieß er Jonas, der sich in die
Tochter des Meisters, in diesem Falle
die schöne Anna, verliebte. Und wie
es so zu sein pflegt, war der Geselle
ein armer Schlucker, der zwar der
Tochter gefiel, nicht aber dem Meis-
ter, der erst wissen wollte, wozu Jonas
imstande war. Daraufhin zog er belei-
digt in die Ferne. Als er Jahre später,
jetzt als Meister, wieder nach Vilnius
zurückkehrte, da war der alte Vaitie-
kus verstorben und hatte weder die
Kirche vollendet noch seine Tochter
verheiratet. Beides übernahm nun der
junge Meister. Die Liebe zu der schö-
nen Anna verlieh seiner Schaffenskraft
Schwung und Leichtigkeit, und ihr zu
Ehren gab er der Kirche den Namen
„Anna-Kirche“. Den unteren Teil des
Bauwerkes mit den drei Rundbogen
des Portals soll der alte Meister ge-
schaffen haben, wuchtig, behäbig und
schwer. Der aufstrebende, lebendig
verspielte Teil mit den drei Türmen soll
vom jugendlichen Meister Jonas stam-
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