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Die erste litauische Kirche wurde
hier 1251 im romanischen Stil unter
dem späteren König Mindaugas im
Zusammenhang mit seiner Taufe aus
Holz errichtet, nach seinem Tod 1263
jedoch in einen heidnischen Tempel
umgewandelt. Großfürst Jogaila ließ
1387-88, als die Litauer den christli-
chen Glauben angenommen hatten,
diesen abreißen und auf den Funda-
menten der Mindaugas-Kirche eine
Steinkirche im gotischen Stil mit 5 Ka-
pellen bauen. (Von dieser wurde 1985
die nördliche Mauer mit gotischen
Fresken entdeckt.)
Nach einem Brand im Jahre 1419
wurde das Gotteshaus unter Fürst
Vytautas ebenfalls im gotischen Stil,
aber größer und im Stil norddeutscher
Kirchenbauten wieder aufgebaut. Vy-
tautas soll 1430 in einer Gruft unter
dem Dom beigesetzt worden sein, die
allerdings bis heute unentdeckt blieb.
In den folgenden Jahrhunderten
wurde der Dom durch eine Reihe von
Bränden zerstört und jedes Mal in ei-
nem anderen Stil wieder erneuert:
1530 im Geist der italienischen Renais-
sance mit Fresken, 1610 im Barockstil.
1666 wurden die schmalen gotischen
Fenster verbreitert. Mitte des 18. Jh.
entstanden Risse in der Westfassade,
und 1769 stürzte einer der Türme ein.
Das Gotteshaus wurde wegen Baufäl-
ligkeit geschlossen.
Sein heutiges Gesicht erhielt die Ka-
thedrale schließlich ab 1783 unter
dem Architekten Laurynas Stuoka-Gu-
cevi¤ius (1753-98), der mit ganzem
Herzen für den Klassizismus schwärm-
te (sein Denkmal steht südwestlich der
Kathedrale in der nach ihm benannten
Straße, s.u.). Er beließ nur den Grund-
riss und konstruierte das Äußere des
im Kern immer noch gotisch gepräg-
ten Baus von Grund auf neu: klassisch-
streng und mit ausgewogenen Pro-
portionen. Von dem früheren Bau-
werk ist außer dem gotischen Innen-
raum und den frühbarocken Kapellen
(die Kasimir-Kapelle und die gegenü-
berliegende Sakristei) nichts erhalten
geblieben. Nach dem Tode von Stu-
oka-Gucevi¤ius wurden die Arbeiten
1801 vom Architekten Michael Schulz
beendet.
Aus der mittelalterlichen Kirche war
ein Bauwerk geworden, das nicht
mehr wie eine Kirche, sondern wie ein
griechischer Tempel wirkte. Unter
sowjetischer Herrschaft wurde die Ka-
thedrale dann 1956 vollends verwelt-
licht und als Kunstmuseum und Kon-
zerthalle genutzt. 1988 gab der Staat
das Bauwerk an die katholische Kirche
zurück, sie wurde am 5. Februar 1989
neu geweiht. Die sterblichen Über-
reste des Heiligen Kasimirwurden aus
der Peter-und-Paul-Kirche zurück in
die Kathedrale überführt. Heute dient
das Gotteshaus wieder als erzbischöf-
liche Kathedrale. 1993 wurde sie von
Papst Johannes II.besucht.
Kathedrale
Beeindruckend ist die majestätische
Säulenhalle der Westfassade mit
ihren 20 m hohen sechs dorischen
Säulen. In den Nischen stehen große
Barockstatuen, welche die vier Evan-
gelisten, flankiert von Moses und
Abraham, darstellen. Das Giebelrelief
 
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