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damals aus Polen. Die Reformation
in der ersten Hälfte des 16. Jh. hatte
großen Einfluss auf die Sprache und
Kultur; so erschien 1547 das erste
Buch auf Litauisch (s. „Sprache“). Als
aber radikale Kalvinisten die Abschaf-
fung der Leibeigenschaft und soziale
Gleichheit forderten, hatten es die Je-
suiten nicht schwer, angesichts dieser
Bedrohung den Adel des Doppelrei-
ches im Zuge der Gegenreformation
für Rom zurück zu gewinnen. Die Je-
suiten verbreiteten daraufhin den Ka-
tholizismus volksnah auf litauisch und
gründeten in Vilnius 1570 ein Kolleg
als Bastion der Gegenreformation,
aus dem 1579 die Universität hervor-
ging. Litauen wurde ein bedeutendes
Zentrum der Religionsfreiheit, der To-
leranz und des Liberalismus in Europa.
Es ließen sich Angehörige verschie-
dener Nationalitäten und Religionen
nieder.
tauische Feudaladel kümmerte sich
wenig um die Bedürfnisse der verarm-
ten Bevölkerung. Hungersnöte und
Epidemien brachen aus.
Von 1700 bis 1721 währte der
Nordische Krieg zwischen Russland
und Schweden um die baltischen Ge-
biete, der fast zehn Jahre lang größ-
tenteils auf litauischem Boden tobte.
Die Städte wurden mal von der einen,
dann von der anderen Seite erobert
und jedes Mal zerstört. Das Land wur-
de von Pest und Hunger heimge-
sucht, und mehr als ein Drittel der Be-
völkerung starb. Mitte und Ende des
18. Jh. wurden in Vilnius viele Kirchen
und Klöster gebaut, so dass es auch
„Rom des Nordens“ genannt wurde.
Als Folge innerer Konflikte kam es
1772 zur Ersten Polnischen Teilung,
bei der Gebiete Polen-Litauens zwi-
schen Russland, Preußen und Öster-
reich aufgeteilt wurden. Bei der Drit-
ten Polnischen Teilung nach dem
Aufstand von 1795 wurden schließlich
Litauen und Polen ganz aufgeteilt und
hörten auf, als Staat zu existieren.
Alle litauischen Gebiete nördlich und
östlich des Nemunas fielen an Russ-
land, und Vilnius war bis 1915 Haupt-
stadt des neuen russischen Gouver-
nements. Die litauischen Länder süd-
westlich des Nemunas fielen an
Preußen.
Zerfall des Reiches
Im Laufe des 17. Jh. war der pol-
nisch-litauische Staat in eine Reihe
zermürbender Kriege gegen Schwe-
den und das erstarkende Russland ver-
wickelt, das nach und nach die slawi-
schen Gebiete im Osten der Rzecz-
pospolita zurückeroberte. Radvila,der
litauische Großhetman, unternahm
1655 dann den Versuch, die Union
mit Polen aufzulösen, und unter-
schrieb den Vertrag von Këdainiai mit
dem schwedischen König. Aber 1655-
61 hatte Litauen unter der Besetzung
durch Russland besonders zu leiden.
Auch durch innere Konflikte wurde
das Reich weiter geschwächt. Der li-
Litauen als Teil
des Russischen Reiches
Als Teil des zaristischen russischen
Reiches öffneten sich für Litauen neue
Märkte im Osten, und der Handel er-
lebte einen Aufschwung. Durch das
 
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