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Die rund 2000 verbliebenen
Deut-
schen
leben über das ganze Land ver-
streut und sprechen zu etwa 40 %
Deutsch; der Rest spricht Litauisch
oder Russisch. Sie gehören meist der
lutheranischen
Kirche an. Die ersten
deutschen Siedler kamen bereits im
13. Jh. nach Litauen. Viele verließen
nach 1924 das Memelgebiet (s. Ge-
schichtsteil Klaipëda) oder wurden
1939 ins Deutsche Reich „heimge-
holt“, aufgrund des Nichtangriffspakts
mit Russland. Die meisten der noch
ansässigen Deutschen flohen aber
1945 vor der Roten Armee aus dem
ehemaligen
nördlichen Ostpreußen.
Zwei besondere Volksgruppen in
Litauen sind die etwa 5100
Tataren,
die überwiegend in und um Vilnius le-
ben, dem moslemischen oder rus-
sisch-orthodoxen Glauben angehören
und noch zu 30 % ihre eigene Sprache
sprechen, sowie die etwa 150
Karäer
(s. Exkurs „Die Karäer“). Kultur- und
Sprachkurse für Karäisch und Tatarisch
gibt es beim weltweit ersten „Zentrum
für staatenlose Kulturen“ an der Univer-
sität Vilnius. Infos über nationale Min-
Alte heidnische Kulte
Die Kultur der Balten war durch großen
Respekt vor der Natur
geprägt, und auch
die Götter waren mit der Natur verbun-
den. Der Himmel war ein Berg, auf dem
viele
Götter
wohnten, beispielsweise der
besonders verehrte Donnergott
Perkunas,
der Himmelgott
Dievs,
die Sonnengöttin
Saule,
der Mondgott
Menes,
die Schick-
salsgöttin und Hausgottheit
Laima
(die in
der christlichen Lehre dann zum Symbol
des Kobolds wurde) und die Waldgöttin
Medein
ë
.
Daneben existierten
Velnias,
der
Wächter der Zauberer und Weisen (der in
der neuen Religion der Teufel wurde), die
Erdenmutter †
emyna
sowie viele kleinere
Gottheiten, die über natürliche Phänome-
ne, Sachen und menschliche Aktivitäten
herrschten (Jagdgötter in Form von Tierge-
stalten etc.). Wälder und Bäume, Steine
u.v.m. wurden angebetet (s. Kapitel „Na-
tur“). Man glaubte, dass auch unter der
Baumrinde oder im Moos sich Götter auf-
hielten, und dass die Steine in der Erde
wachsen und sich fortbewegen (anderer-
seits wurden große Steine als Mühlsteine,
Wasserbecken oder zum Schlachten von
Geflügel o.Ä. benutzt). Die
Jahreszeiten
spielten eine große Rolle. Es gab auch vie-
le
Fruchtbarkeitsriten
wie z.B. die Sonn-
wendfeier (s. Exkurs „Sonnwendfeier und
die magische Farnblüte“). Der
Mondzy-
klus
war für Aussaat, Ernte, manchmal
auch für Kriegszüge sehr wichtig (davon
zeugen z.B. Ornamente mit Neumonddar-
stellungen und Mondgebete). Auch Sonne
und Sterne, Pflanzen und Tiere wurden oft
auf Schmuckanhängern oder Ornamenten
dargestellt. Der Kult schuf auch ein ethi-
sches System mit ungeschriebenem Ge-
wohnheitsrecht, das über Jahrhunderte
hinweg galt. Wurde während der Bronze-
zeit die Asche der Verstorbenen noch in
Hügelgräbern
beigesetzt, bestattete man
später deren Körper und legte wertvolle
Schwerter, Kleidung etc. bei, wohl in der
Annahme, dass es ein Leben nach dem
Tod gibt. Die Leichname der Großfürsten
Algirdas
und
Ke
š
tutis
wurden 1377 bzw.
1382 aber auf dem Scheiterhaufen mit-
samt ihrer Kleidung aus Silber und Gold,
ihren Schätzen, Waffen, Pferden und Jagd-
hunden eingeäschert.