Environmental Engineering Reference
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Obwohl 2011 nur etwa 5,4 % der Gebäude in Deutschland an eine Fernheizung ange-
schlossen waren, war die deutsche Regierung trotzdem der Meinung, dass die KWK
eine realistische Möglichkeit des Energiesparens ist. Sie hat im März 2002 (mit Novel-
lierungen in den Jahren 2008 und 2012) das KWK-Gesetz verabschiedet, mit dessen
Hilfe die Abnahme von elektrischer Energie 4 aus verifizierten KWK-Anlagen subven-
tioniert wird. Davon sind die Kratwerksanlagen mit der höchsten Abwärmemenge,
nämlich Kernkratwerke, ausgenommen, sie haben diese Zertifizierung nicht erhalten.
Und in der Tat: Ein Schwachpunkt der Krat-Wärme-Kopplung besteht darin, dass der
Bedarf nach thermischer Energie mit der Jahreszeit stark schwankt, der Bedarf nach
elektrischer Energie sich aber innerhalb eines Jahrs nur wenig verändert. Insofern soll-
ten KWK-Anlagen immer so ausgelegt sein, dass ihre Hauptaufgabe die Versorgung mit
elektrischer Energie ist und die Versorgung mit thermischer Energie flexibel zugeschal-
tet werden kann, wie es bei einem GuD-Kratwerk realisiert ist. Man kann bezweifeln,
dass die Subventionierung der KWK bisher wirklich einen substantiellen Einfluss auf
die Entwicklung des deutschen Primärenergiebedarfs gehabt hat. Mit steigendem Anteil
erneuerbarer Energien wird er weiter sinken, denn deren Wandlung erzeugt fast keine
nutzbare Abwärme.
Diese drei Ansätze fußen auf der Prämisse, dass der Lebensstandard nicht sinken darf.
Aber die wahrscheinlich effektivste Möglichkeit des Energiesparens ergibt sich aus einer
Reduktion des Nutzenergiebedarfs W und damit gegebenfalls auch des Lebensstandards.
Im Prinzip kann Nutzenergie in jedem, der in Abschn. 3.3 angegebenen Sektoren einge-
spart werden. Die Sektoren „Verkehr“ und „Private Haushalte“ stellen mit je etwa 30 % den
größten Energiebedarf, sie besitzen auch das größte Einsparpotenzial. Die restlichen 40%
sindden Sektoren „Industrie“ und„Kleinabnehmer“zuzurechnen, ihr Einsparpotenzial ist
als eher gering einzuschätzen, denn:
Beide Sektoren sind maßgeblich beteiligt am Einkommenszuwachs einer Bevölkerung
und damit an deren Lebensstandard.
Die Energie stellt für beide Sektoren einen Kostenfaktor dar, den es gilt zu minimieren,
um in Konkurrenz zu Anderen in diesen Sektoren bestehen zu können.
Das bedeutet, der Gesetzgeber kann von außen nicht zusätzlich in die energetische Struktur
dieser Sektoren eingreifen, ohne dass damit die Basis für den Lebensstandard beschädigt
wird.
Anders sieht es aus bei den reinen Verbrauchssektoren „Verkehr“ und „Private Haus-
halte“, in die eingegriffen werden kann und gegebenenfalls auch sollte. Schaut man auf den
Sektor „Private Haushalte“, so entsteht sein Energiebedarf (30% des PEB )zu23%im Sek-
tor „Raumwärme“ (Heizung), zu 7 % im Sektor „Prozessenergie“ (elektrische Haushaltsge-
räte) und zu weniger als 1 % im Sektor „Elektrizität“ (Beleuchtung und Kommunikation).
4 Das bedeutet, wichtig ist allein die Zertifizierung und nicht die Menge an gelieferter thermischer
Energie, welche eigentlich das Sparpotenzial bildet.
 
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