Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
Abgesehen von den ungünstigen Wetterbedingungen über Deutschland sind noch an-
dere Mechanismen dafür verantwortlich. Zum Beispiel reflektiert die Oberfläche der Foto-
diodedaseinfallendeLichtzueinemgewissenTeil,derauchabhängigvonder Ausrichtung
ist. Fast alle Fotodioden besitzen in der Praxis eine feste Ausrichtung gegen die Erdoberflä-
che, die ot noch nicht einmal so optimal ist, wie es in Abschn. 6.1.1 diskutiert wurde. Die
Ausrichtung der Fotodioden der Stellung der Sonne nachzuführen, ist zu aufwändig und
mit hohen Kosten verbunden. Der technische Aufwand, den praktischen Nutzungsgrad
von Fotodioden zu vergrößern, steht meistens in keinem Verhältnis zu den Kosten, die da-
mit verbunden sind. In letzter Zeit hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, mehr Mühen in
die Reduktion ihre Produktionskosten zu stecken als in die Vergrößerung ihrer Nutzungs-
grade, um so Fotodioden billiger und damit konkurrenzfähig zu machen. Beide Ziele sind
jedoch nicht wirkliche Alternativen: Die Vergrößerung des Nutzungsgrads verringert die
erforderlichen Flächen, die mit Fotodioden belegt werden müssten, um Sonnenleistung in
eine vorgegebene elektrische Leistung zu wandeln. Kostenreduktionen tun das nicht.
Es ist daher davon auszugehen, dass die Fotovoltaik auf absehbare Zeit nur eine Ni-
schentechnik ist, wenn es um ihren Beitrag zu einer zuküntigen Energieversorgung der
Welt geht. Weltweit trug der Anteil der Fotovoltaik im Jahr 2010 nur ca. 0,02% der Versor-
gung mit Primärenergie. Dieser Beitrag ließe sich im Prinzip vergrößern, wenn die dafür
benötigten Flächen zur Verfügung stünden, wie es aus den Tabellen 4.6 und 4.7 ersichtlich
ist. Solche Flächen sind zwar vorhanden, zum Beispiel in den Wüstengebieten der Erde,
ihre Nutzung verlangt aber, neben der Beschätigung mit den vielen technischen Proble-
men der Energiespeicherung und des Energietransports, auch die politische Einsicht für
eine globale Lösung, die an Staatsgrenzen nicht haltmacht. Bis zum Jahr 2050 werden sol-
che Lösungen wohl nicht zu erreichen sein. Und außerdem reicht die verbleibende Zeit
nicht, um technische Anlagen der geforderten Größe aufzubauen. Es bleibt daher nur die
Schlussfolgerung:
In der Mitte des 21. Jahrhunderts wird die Fotovoltaik mit weniger als 1 % zur De-
ckung des dann vorhandenen Primärenergiebedarfs beitragen, sie stellt damit keine
Lösung für unsere zuküntigen Probleme bei der Energieversorgung dar.
Diese Schlussfolgerung macht auch den Unterschied zwischen dem natürlichen Verfah-
ren „Fotosynthese“ und dem technischen Verfahren „Fotovoltaik“ deutlich. Beide besitzen
nur einen geringen Wirkungsgrad für die Energiewandlung, aber: Für ersteres sind die Flä-
chen bereits von der Natur angelegt, für letzteres müssen sie erst vom Menschen entwickelt
werden.
 
 
Search WWH ::




Custom Search