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che, wirft ihre Wäsche über die Leine
vor dem Fenster, blickt missmutig zu
den Touristen mit der Kamera hinauf,
die an der Balustrade der Place Porta
stehen, und knallt die Fensterläden
wieder zu. Sartène im 21. Jahrhundert.
Borgo, in dem noch heute der ärmere
Teil der Bevölkerung Sartènes lebt.
Im 18. und 19. Jahrhundert war Sar-
tène eine Hochburg der Vendetta. Blu-
tige Konflikte zwischen einzelnen Fa-
milien, aber auch zwischen den Be-
wohnern des reicheren Altstadtviertels
Santa Anna und des ärmeren Borgo
kosteten mehreren Hundert Men-
schen das Leben. Die blutigen Fami-
lienfehden in der Stadt brachten Sartè-
ne den zweifelhaften Titel „Haupt-
stadt der Vendetta“ ein.
Heute ist Sartène Sitz der Unterprä-
fektur für Südwestkorsika. Die Stadt
hat etwa 3500 Einwohner und ist
flächenmäßig mit etwa 20.000 Hektar
die größte Gemeinde Korsikas.
Sehenswertes 3
Das Zentrum Sartènes ist die Place
Porta (Piazza Porta), die zwar offiziell
Place de la Libération heißt, aber ab-
gesehen von der Stadtverwaltung ver-
wendet kaum jemand in Sartène die-
sen Namen. Gegenüber den Cafés
auf dem Platz liegt die Pfarrkirche Sar-
tènes, die Église Sainte-Marie Assun-
ta aus dem 17. Jahrhundert. Ihr se-
henswerter Altar aus polychromem
Marmor stammt aus Ligurien und ge-
langte im 18. Jahrhundert nach Korsi-
ka. Im Inneren der Kirche werden das
Kreuz und die Kette aufbewahrt, die
alljährlich bei der Catenacciu-Karfrei-
tagsprozession eine Rolle spielen (
Exkurs: Die Karfreitagsprozession in
Sartène).
Neben der Église Sainte-Marie As-
sunta liegt das Rathaus Sartènes, das
einst der Palast der genuesischen Gou-
Geschichte
Sartène war vermutlich bereits im
frühen Mittelalter ein kleines Dorf,
aber seine Ursprünge liegen im Dun-
keln. Bedeutung erlangte der Ort erst
ab dem frühen 16. Jahrhundert. Die
Gegend um Sartène war zwischen
den della Roccas und Genua um-
kämpft. Schließlich siegten die Genu-
esen, befestigten die Stadt im Jahre
1516 und umgaben sie mit einem
Mauerring. Sartène war zu dieser Zeit
als Wohnort den Genuesen und ihren
Familien vorbehalten. 1565 belagerten
die Truppen Sampiero Corsos die
Stadt und eroberten sie schließlich.
Aber Sampiero war nicht willkommen,
denn ungeachtet der Unterdrückung
sahen die Bewohner Sartènes in den
Genuesen eine Schutzmacht. Wenig
später (1583) fiel Sartène trotz der Be-
festigung einem Piratenüberfall unter
Führung des Königs von Algier, Has-
san Veneziano, zum Opfer. Die Stadt
wurde geplündert, und mehr als 400
Einwohner wurden per Schiff als Skla-
ven nach Nordafrika gebracht.
Anfang des 17. Jahrhunderts wurde
die Stadt wieder aufgebaut und mit ei-
ner starken Befestigungsanlage umge-
ben, die die heutige Altstadt umfasst.
Korsische Bauern durften sich nun
außerhalb dieser Befestigungsanlage
niederlassen. Es entstand das Viertel
 
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