Travel Reference
In-Depth Information
meinden. Davon ist glücklicherweise
außer Witzen und Sprüchen heute
nichts mehr übrig geblieben, im Ge-
genteil. Als die katholische Kirche un-
ter Priestermangel zu leiden begann
und kein Priester für die Kirche in Car-
gèse zu finden war, fragten die Be-
wohner des Orts beim Bischof von
Ajaccio an, ob der griechische Priester
Messen auch in der katholischen Kir-
che halten dürfe. Der Bischof stimmte
zu. Und so ist es bis heute geblieben.
Beide Gemeinden haben auch die
ganz praktischen Vorteile der beiden
Konfessionen erkannt: Es gibt in Car-
gèse mehr Feste als anderswo und bei-
de Gemeinden feiern natürlich die
Feste der jeweils anderen mit. Bei der
traditionellen griechischen Oster-
montagsprozession ist ganz Cargèse
auf den Beinen! Mit Ausnahme einiger
konfessioneller Traditionen gibt es
schon lange keine Unterschiede mehr
zwischen den Nachfahren der Grie-
chen und den Korsen.
Sehenswertes 3
Cargèse ist eine ruhige und gemüt-
liche Stadt mit einer freundlichen At-
mosphäre. Viele Häuser sind weiß
oder in anderen hellen Farben gestri-
chen, wie in Griechenland üblich. Die
grauen Straßenzüge mittelalterlicher
korsischer Dörfer fehlen hier fast voll-
ständig. Die Hauptsehenswürdigkeiten
des Orts sind seine beiden Kirchen.
Die griechische Kirche Saint-Spiri-
don stammt aus dem späten 19. Jahr-
hundert, nachdem die Griechen Si-
cherheiten zu ihrem Schutz erhalten
hatten. Sie ersetzte einen älteren Kir-
chenbau, der an der selben Stelle ge-
standen hatte. Der Bau der Kirche zog
sich über etwa 20 Jahre, von 1852 bis
1872. Die Innenausstattung kam erst
nach und nach dazu. Eine herrliche
Ikonostase aus dem Jahr 1886 zeigt
Heiligenbilder auf leuchtendem Gold-
grund. Diese dreitürige Holzwand
trennt Altar- und Gemeinderaum von-
einander. Einige Ikonen stammen
noch aus der Gründerzeit und wurden
von den griechischen Auswanderern
nach Korsika mitgebracht. Es ist ein
Wunder, dass sie die Wirren überlebt
haben und sich heute in erstaunlicher
Frische präsentieren. Zu den wertvolls-
ten und ausdrucksstärksten zählt das
Epitaphios aus dem 13. Jahrhundert,
das die Grablegung Christi darstellt,
und die Ikone von Johannes dem Täu-
fer, der als Engel der Wüste mit riesi-
gen Adlerschwingen dargestellt ist.
Diese Ikone entstand im 16. Jahrhun-
dert in einem Kloster auf dem Berg
Athos. Sehenswert ist auch die bild-
liche Darstellung der Flucht der Grie-
chen vom Peloponnes nach Korsika
auf einem Wandgemälde rechts ne-
ben dem Eingang.
Die römisch-katholische Église
Sainte-Marie de l'Assomption ent-
stand in der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts auf Initiative der nichtgriechi-
schen Bewohner Cargèses. 1817 be-
schlossen sie den Bau eines katho-
lischen Gotteshauses. Das Gelände
wurde von Antoine Andreani gestiftet.
Auch an dieser Kirche wurde über fast
zwei Jahrzehnte gebaut. Zwischen
1825 und 1828 wurde der Rohbau fer-
tig gestellt. Ein Dekret von König
Search WWH ::




Custom Search