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Gebäudekomplex mit Innenhof, Was-
serbecken und Wasserspielen resi-
dierten und lebten. Die Wasserbecken
speisten die Wasserspiele und die an-
grenzenden Thermen. Das Prätorium
diente wahrscheinlich der politischen
und juristischen Repräsentation, aber
im Nordwestteil fand man auch Räu-
me, die wohl als Waffen- oder Schatz-
kammern fungierten. Die meisten rö-
mischen Statthalter auf Korsika schei-
nen ihre Position weitgehend zur per-
sönlichen Bereicherung genutzt zu ha-
ben. Hohe Steuerforderungen an die
korsischen Bauern und Gewerbetrei-
bende auf der Insel sicherten der römi-
schen Verwaltung, besonders dem
Statthalter, eine reiche Einkommens-
quelle. Die zusammengerafften Waren
und Geld wurden mindestens einmal
jährlich nach Rom gebracht.
Nördlich des Prätoriums schließen
sich die Thermen (Balneum) an. Diese
beheizbaren Badeeinrichtungen wa-
ren ein wichtiger Bestandteil römi-
scher Stadtanlagen und erreichten oft
eine erstaunliche Größe. Sie bestehen
aus einer Abfolge aus Wasserbecken,
Umkleideräumen und beheizbaren
Baderäumen (Caldarium). Das unter-
irdische Heizsystem (Hypokausten) ist
stellenweise gut zu erkennen. Der
Ofen lag im Südteil der Anlage. Meh-
rere Wasserreservoirs versorgten das
Balneum mit kaltem, warmem und
heißem Wasser. Zwischen den einzel-
nen Ebenen innerhalb des Balneums
lagen Treppen. Im Westen grenzt das
Gebäude an die Straße, von der aus
Heizmaterial in die Lagerräume des
Balneums gebracht werden konnte.
Die Thermen von Aléria gehen auf die
Zeit Lucius Cornelius Sullas zurück, wa-
ren aber mindestens bis ins 5. Jahrhun-
dert u. Z. in Betrieb. Es wird vermutet,
dass die Badeeinrichtungen nicht für
die Allgemeinheit zugänglich waren,
sondern nur vom Statthalter und sei-
nem Gefolge benutzt werden durften.
Weiter westlich schließt sich jenseits
der Straße ein Gewerbegebiet mit
Handwerks- und Fabrikgebäuden so-
wie weiteren Verwaltungsbauten an.
Funde der Schalen von Meeresfrüch-
ten deuten darauf hin, dass hier Fisch-
und Schalentierverarbeitung stattfand.
Ausgrabungen der Römerstadt, Öff-
nungszeiten: Mitte Mai-Sept.: 8-12 Uhr und
14-19 Uhr. Okt.-Mitte Mai: 8-12 Uhr und
13-17 Uhr. Die Eintrittskarte gibt es im Fort
Matra. Sie kostet 2 für Erwachsene und 1
für Kinder. Sie gilt auch für das Museum.
Umgebung von Aléria
Aléria liegt inmitten des größten
Weinbaugebiets der Insel. Die fried-
liche Ruhe über diesem von Weinre-
ben und Obstbäumen geprägten Ge-
biet täuscht etwas. Die Landwirtschaft
in der Plaine Orientale war ein Streit-
punkt, an dem sich jahrelang die
Gemüter erhitzten, und der, wenn
auch sehr entschärft, noch immer
nicht ganz vergessen ist. Hintergrund
des Konflikts ist die Ansiedlung von re-
partiierten französischen Staatsdie-
nern aus den ehemaligen Kolonien
Frankreichs ( Exkurs: Der Konflikt
um Korsikas „pieds noirs“). Trotz Wein-
skandalen haben es die Siedler ge-
schafft, die Plaine Orientale von einer
relativ öden, wenig besiedelten Land-
 
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