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Das Ende der
Unabhängigkeit:
Die Schlacht bei
Ponte Novu
Am 5. Mai 1768, nach gut zehn Jahren Un-
abhängigkeit, wird Korsika von Genua, das
sich nach wie vor als legitimer „Besitzer“
der Insel versteht, im Vertrag von Versailles
an Frankreich „verkauft“. Die Korsen star-
ten einen Aufstand, der zunächst erfolg-
reich scheint. Mit großer Geschlossenheit
treten sie Frankreich und den Truppen, die
es auf die Insel entsendet, gegenüber und
schlagen diese bei
Borgo im Oktober
1768.
Im Winter 1768/69 sammelt Frankreich
aber neue Truppen und bestochene Parti-
sanen um sich. Mit ihrer Hilfe bemächtigt
sich Frankreich des Nordens der Insel, vor
allem des Nebbios und der Casinca. Im Ja-
nuar 1769 wird ein neuer Oberbefehls-
haber über die französischen Truppen auf
Korsika ernannt: der
General Comte de
Vaux.
Er soll die Aufstände auf Korsika
schnell niederschlagen und die Insel für
Frankreich unterwerfen. Er kündigt an, dass
jeder Aufstand und jede Guerilla-Aktion
von Seiten der Korsen durch das Nieder-
brennen der Dörfer und die Deportation
der Dorfbewohner bestraft würde. Anfang
Mai 1769 sammelt
Comte de Vaux
seine
Truppen, etwa 22.000 Mann, im besetzten
Nebbio. Der Befehl ist eindeutig: Nieder-
schlagung des korsischen Aufstandes und
Besetzung der korsischen Hauptstadt Cor-
te. Die Truppen marschieren vom Nebbio
ins Golo-Tal. Bei Ponte Novu treffen sie auf
das korsische Heer, das aus knapp 20.000
Mann besteht.
201ko Foto: wk
Am
8. Mai 1769,
etwa ein Jahr nach
dem Vertrag von Versailles, kommt es zwi-
schen Lento und der Golobrücke bei Ponto
Novu zur entscheidenden Schlacht zwi-
schen Korsika und Frankreich. Die franzö-
sische Artillerie ist der korsischen weit
überlegen. Die Schlacht endet für die Kor-
sen katastrophal. Mehr als 2000 Korsen fal-
len; der Rest kann die Brücke nicht halten
und das Heer wird von der französischen
Übermacht aufgerieben. Für den
Comte de
Vaux
und seine Truppen ist der Weg nach
Corte frei.
Pasquale Paoli
und einigen seiner Mit-
streiter gelingt die Flucht auf zwei eng-
lischen Schiffen, die ihn am 11. Juni 1769
von Porto-Vecchio aus nach London ins Exil
bringen. Damit hat Korsika seine
Unabhän-
gigkeit verloren
und wird Teil Frankreichs.
In den folgenden Jahren versucht Frank-
reich den Widerstand gegen die Besetzung
in den korsischen Dörfern mit Gewalt zu
brechen. Tausende von Menschen kom-
men dabei ums Leben, viele Dörfer werden
vernichtet. Der korsische Adel verbindet
seine Interessen schnell mit denen des neu-
en Machthabers auf Korsika. In der Bevöl-
kerung regt sich der Widerstand aber bis
heute.