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Ende eines mysteriösen Verschwindens:
der Tod des Schriftstellers Saint-Exupéry
Viele Herzen von Kindern und Erwachse-
nen, nicht nur in Frankreich, hat er verzau-
bert: Der Kleine Prinz. Ein menschlicher
Botschafter aus dem Weltraum, von einem
kleinen Asteroid, auf dem jede Pflanze und
jeder Berg wertvoll ist, schon alleine des-
halb weil es so wenige Lebewesen und Ber-
ge dort gibt. Die Sehnsucht des kleinen
Prinzen ist für viele ein Symbol für unseren
Umgang mit der Erde geworden, im Spie-
gel eines fiktiven Lebensraums, in dem Lie-
be der Motor des Lebens ist.
Der Autor des „Kleinen Prinzen“, der
französische Schriftsteller Antoine de Saint-
Exupéry, war im wirklichen Leben Pilot. Die
Schriftstellerei betrachtete er selbst eher als
Nebenerwerb. Er wurde 1900 in Lyon ge-
boren und entstammt einem französischen
Adelsgeschlecht. Von Kindesbeinen an war
er von der Fliegerei fasziniert und setzte al-
les daran, seinen Traum zu erfüllen und Pi-
lot zu werden, wenn auch auf Umwegen. In
den frühen 1920er Jahren absolvierte er
seinen Militärdienst in der Nähe von Stras-
bourg und bekam schließlich die erhoffte
Pilotenausbildung. Saint-Exupéry wurde
nach Ende der Militärzeit als Pilot bei einer
zivilen Frachtfluggesellschaft angestellt und
übernahm 1928 die Leitung eines kleinen
Flugfeldes in der damaligen Spanischen
Westsahara. Da der Flugverkehr dort äu-
ßerst bescheiden war, blieb ihm viel Zeit
für Nebenbeschäftigungen und er begann
Erzählungen zu schreiben. 10 Jahre lang ar-
beitete Saint-Exupéry im Flugwesen, in Asi-
en wie in Südamerika, und schrieb neben-
bei Erzählungen und Romane, die meist mit
der Fliegerei zu tun hatten und fast alle eine
traurig-melancholische Note haben (z. B.
der 1930 erschienen Roman „Vol de nuit“).
1938 unternahm Saint-Exupéry den Versuch
eines Langstreckenfluges von New York ins
argentinische Tierra de Fuego; bei einer
Zwischenlandung in Guatemala stürzte er
ab und wurde schwer verletzt. Dies scheint
eine starke Zäsur im Leben Saint-Exupérys
gewesen zu sein. Er kehrte der Fliegerei
zwar nicht den Rücken, konzentrierte sich
aber nun auf die schriftstellerische Arbeit,
beflügelt vom Erfolg seines Buches „Terre
des Hommes“ (1939). Die Mobilmachung
im Rahmen des Zweiten Weltkriegs betraf
auch Saint-Exupéry: er wurde eingezogen
und arbeitete zuerst am Boden, später auch
wieder sporadisch und auf eigenes Drän-
gen als Pilot für Aufklärungsflüge von Sardi-
nien und Korsika aus.
Am 31. Juli 1944 startete er mit einer
P-38 Lightning von Bastia-Borgo zu einem
Aufklärungsflug, von dem er nicht zurück-
kehrte. 60 Jahre lang herrschte Unklarheit
über sein Schicksal. Erst 2004 wurde das
Flugzeug, dessen Wrack im Jahre 2000 bei
der Île de Riou nahe Marseille gefunden
worden war, zweifelsfrei als die Maschine
Saint-Exupérys identifiziert. Bis Ende 2007
blieb die Ursache des Absturzes im Dun-
keln, man nahm aber an, dass ein techni-
scher Defekt zum Unglück geführt hatte.
Dass der Tod Saint-Exupérys doch noch
aufgeklärt wurde, lag am Durchhaltever-
mögen der Archäologen Luc Vanrell und Li-
no von Gartzen. Die Wissenschaftler ver-
suchten alle noch lebenden deutschen
Bomberpiloten zu identifizieren und zu
kontaktieren, die in der fraglichen Zeit in
der Region stationiert gewesen waren. Fast
am Ende ihrer Rundrufaktion angekom-
men, telefonierten sie eines Tages mit Horst
Rippert. Ohne Umschweife erklärte Rip-
pert, der Bruder des im Herbst 2007 ge-
storbenen deutschen Sängers Ivan Rebrov,
er sei es gewesen, der das Flugzeug Saint-
Exupérys damals abgeschossen habe, in
Unkenntnis, wer sich da an Bord befunden
hatte. Die Überprüfung der Aussage durch
die Wissenschaftler bestätigte Ripperts An-
gaben; Anfang 2008 gingen die Wissen-
schaftler damit an die Öffentlichkeit. Be-
sonders makaber an der Geschichte ist:
Rippert kannte Saint-Exupéry; er war einer
seiner Lieblingsschriftsteller.
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